13.03.2018 Marco Kainhuber

„Hey Siri – ich brauche drei Elektriker in den nächsten zwei Wochen.“

  • Marco Kainhuber von GermanPersonnel beobachtet, dass Sprachsteuerung viele Prozesse fundamental verändert, auch im Recruiting
  • Bewerber transformieren aufgrund ihrer Verhandlungsmacht immer mehr zum Kunden
  • Candidate Personas helfen dabei, potenzielle Kandidaten zielgerichtet zu erreichen
  • Programmatic Job Advertisement ist das neue Multiposting und erreicht latent wechselwillige Kandidaten emotional im Internet dort, wo sie sich aufhalten
  • Recruiting Analytics geben Auskunft darüber, wie eine Anzeige performt und werden so zum digitalen Tacho
  • Mit Google for Jobs ist in Deutschland nicht vor 2019 zu rechnen

Stellen Sie sich vor, Ihr Arbeitstag beginnt im Auto auf dem Weg ins Büro mit diesem Dialog:

Sie: „Hey Siri – ich brauche innerhalb der nächsten zwei Wochen drei Elektriker in München.“ Siri: „Für drei Einstellungen von Elektrikern benötigen wir etwa zehn Bewerbungen. Dafür wird ein Budget von 493 Euro benötigt. Soll ich eine Stellenanzeige erstellen und schalten?“ Sie: „Ja.“

Sie heißen Cortana, Siri, Google Assistant oder Alexa: Die digitalen Assistenten von Microsoft, Apple, Google und Amazon. Sie reagieren auf unsere Stimmen. Wir können sie alles fragen, was uns in den Sinn kommt. Als selbstlernende und mit dem Internet verbundene Maschinen erleichtern sie den Alltag. Während ich nach dem Wetter frage, habe ich die Hände frei, um das Abendessen zu kochen. Während ich mit dem Auto zur Arbeit fahre, kann ich meine Personalbeschaffung organisieren. Im Büro kann ich mich dann auf die Disposition und den Vertrieb konzentrieren.

So die Theorie. Noch hakelt es bei manchem Assistenten, noch ist bei Sprach- und vor allem Kontexterkennung Luft nach oben. Aber sicher ist: Die Sprachsteuerung wird unseren Umgang mit Computern fundamental verändern.

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Von der Stellenanzeige zur Werbeanzeige
Die Online-Stellenanzeige ist heute das meist genutzte Instrument zur Personalbeschaffung. In Zukunft wird sie das auch sein! Nur wie wird sie aussehen und wo werden wir in Zukunft passende Bewerber im Web erreichen?

Die Metamorphose der Stellenanzeige zur Werbeanzeige hat bereits begonnen.

Als Relikt der Rubrik Jobs – neben den Autos und Immobilien – wird die Stellenanzeige noch heute so gelebt wie in den 1990ern. Eine Blütezeit für Recruiter. Jede ausgeschriebene Stellenanzeige brachte unzählige Bewerber. 1995 kamen dann die ersten Online-Jobbörsen in Deutschland auf den Markt und der Gold…, ähm: Bewerberrausch, ging im Web weiter. Doch was ist passiert? Wo sind die Bewerber heute abgeblieben?

In einer Quasi-Vollbeschäftigung werden die Menschen, die aktiv auf Jobsuche sind, eben immer weniger. Damit verändern sich nicht nur das Wesen der Stellenanzeigen, sondern auch die Wege der Ansprache. Potenzielle Bewerber gewinnen immer mehr an Verhandlungsmacht und transformieren vom Bewerber zum Kunden. Doch wie gewinnen wir die neue Kundenklientel Bewerber?

Candidate Persona: Jobinformationen, die passen
Zunächst einmal, indem wir uns Gedanken über die Zielgruppe machen. Nur wer versteht wie sein Kunde – der Bewerber – aussieht und tickt, kann diesen in Zukunft auch passend ansprechen. Das Ziel der Candidate Persona ist, Ihnen zu helfen, Ihre (zukünftigen) potentiellen Kandidaten besser zu erreichen. Nur wer ein genaues Bild des potentiellen Bewerbers skizziert, kann im Anschluss daran eine Stellenanzeige optimal auf die so personifizierte Zielgruppe erstellen. Dadurch wird die Anzeige optisch und inhaltlich auf die Bedürfnisse und Motivationen der Kandidaten ausgerichtet. Im Online-Marketing spricht man hierbei von Targeting. So können Sie die richtigen Kandidaten leichter lokalisieren und online oder auch offline erkennen, ansprechen und gewinnen.

Warum eine Stellenanzeige auf Stepstone bringen, wenn sich die Zielgruppe eher in Apps aufhält? Künftig müssen wir deshalb Stellenanzeigen als Werbeanzeigen dort schalten, wo die potentiellen Bewerber aktiv sind.

– Marco Kainhuber über die Stellenanzeige der Zukunft:

Darüber hinaus kann auch eine genaue Prognose erstellt werden, wo, wann und mit welchen Endgeräten potenzielle Interessenten im Internet unterwegs sind. Warum sollten Sie eine Stellenanzeige auf Stepstone schalten, wenn sich die beschriebene Zielgruppe eher auf den Seiten des FC Bayern, bei Facebook oder in Apps aufhält? Künftig müssen wir deshalb Stellenanzeigen als Werbeanzeigen dort schalten, wo die potentiellen Bewerber aktiv sind.

Programmatic Job Advertisement: latent Wechselwillige erreichen
Mit einer Jobbörsen-unabhängigen Ausspielung von Stellenanzeigen im Web ist endlich eine emotionale Just-in-time-Ansprache von Menschen, die zu Ihrem Unternehmen passen, möglich. Unabhängig davon, ob diese aktiv auf Jobsuche sind oder nicht. Multipliziert man die Wahrscheinlichkeit von 80 Prozent, denn: 80 Prozent aller Beschäftigten sind latent wechselwillig, mit der Anzahl aller Erwerbstätigen, so gelangt man zu einem extrem attraktiven Kandidatenmarkt, der ein völlig neues Recruiting-Potenzial eröffnet. Dieses neue daten- und technologiegetriebene Recruiting-Modell nennt sich Programmatic Job Advertisement und erreicht vor allem passive Kandidaten emotional im Internet dort, wo sie sich gerade aufhalten.

Die Währung dahinter sind qualifizierte Klicks auf eine emotionale Werbeanzeige, die im Bietverfahren, dem sogenannten Bidding, auf die einzelnen Medienkanäle gebucht werden. Im Ergebnis verspricht dies einen besseren Erfolg im Recruiting – gemessen in der sogenannten Conversion Rate: dem Verhältnis von Klicks zu Bewerbung zu Einstellung!

Recruiting Analytics: Wie performt meine Anzeige?
Gesteuert werden solche Kampagnen über eine Echtzeitanalyse der Anzeigenperformance. Quasi der Autopilot zu mehr qualifizierten Bewerbern. Die Recruiting Analytics errechnen die Klickpreise, liefern Vorhersagen über zu erwartende Klicks sowie Bewerber und geben Empfehlungen ab, wie das Ergebnis positiv beeinflusst werden kann. Also ein digitaler Tacho für mehr Recruiting-Erfolg.

Wenn wir das beschriebene Vorgehen jetzt noch automatisieren, mit künstlicher Intelligenz versehen und per Sprache ansteuern, dann liefern Siri, Alexa oder persy die drei Elektriker für 493 Euro zur richtigen Zeit – die Zukunft der digitalen Personalgewinnung.

Und welche Rolle wird Google for Jobs dabei spielen? Die gleiche wie alle anderen Mediakanäle auch, denn je mehr Verhandlungsmacht Bewerber bekommen, desto unbedeutender werden Jobbörsen oder Jobsuchmaschinen. Zudem hat der Internetgigant die Komplexität des Arbeitsmarktes unterschätzt und braucht für die Einführung in Südamerika deutlich länger. Wir haben also noch etwas Zeit.

Fazit

Wir verändern keine Märkte, Märkte verändern unsere Prozesse. Die Digitalisierung ist längst nicht mehr aufzuhalten. Gerade im Recruiting hat sie viele Potenziale im Gepäck. Wir müssen sie nur nutzen.



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