… und in drei Jahren ist man froh, wenn man noch einen Job hat!
- „Eine Rezession, die sich gewaschen hat“: Axel Walz zeichnet ein düsteres Bild für die Zukunft der deutschen Wirtschaft.
- Welche Faktoren können eine solche Entwicklung verursachen – und welche Anzeichen sprechen dafür? Der Vertriebsexperte und Gründer von Profitask gibt im arbeitsblog-Beitrag einen Überblick.
- Die Krise als Chance? Auch wenn die Aussichten nicht gerade rosig sind, können sich Personaldienstleister darauf vorbereiten – und sogar letztendlich eine positive Bilanz ziehen, wenn sie vorausschauend agieren. Konkrete Tipps gibt es im Folgenden von Axel Walz.
Die Welt ist im Wandel, nicht nur zum Positiven. Unternehmen sind erfolgreich, wenn sie sich den aktuellen Entwicklungen schnell anpassen und – noch besser – vorausschauend agieren! Manchmal sollte man auch die Herausforderungen betrachten, die womöglich nach dem aktuellen Problem anstehen, um sich frühzeitig vorzubereiten und sich so einen Wettbewerbsvorteil zu sichern!
Fachkräfteengpass vs. drohende Rezession
Derzeit ist der Bewerber das knappe Gut – und er besitzt auch alle Verhandlungsmacht! Aufgrund des demographischen Wandels geht man davon aus, dass sich die Situation noch schlimmer wird. Da gebe ich grundsätzlich recht. Entsprechend dreht sich aktuell alles darum, wie man für die zur Verfügung stehenden Bewerber maximal attraktiv wird.
Was aber kurzfristig passieren kann – und darauf bereiten sich die wenigsten vor – ist, dass die Nachfrage an Arbeitskräften schneller zurückgeht, als der demographische Wandel die Knappheit verstärkt. Was heißt das konkret? Nichts anderes als steigende Arbeitslosigkeit und eine Rezession, die sich gewaschen hat.
Wenn Unternehmen nicht mehr investieren, Privatpersonen weniger kaufen und beide von den Energiekosten erwürgt werden, wird aus Arbeitskräftemangel ein Arbeitskräfteüberschuss.
Welche Anzeichen sprechen dafür?
- Der Krieg in der Ukraine, der bei uns zu einem Wirtschaftskrieg geworden ist. Steigende Energiepreise (Gas) treffen Europa im Allgemeinen und Deutschland im Speziellen besonders hart. Sie sind eine akute Bedrohung für die Wirtschaft und den Endverbraucher, der schon im kommenden Winter frieren könnte.
- Die Pandemie ist etwas aus dem Fokus geraten, aber weiterhin präsent. Die erzwungenen Lockdowns haben der Wirtschaft geschadet und können im Winter wieder kommen. Zudem ist der Welthandel gestört (Lockdown Shanghai), was hier bei uns noch gar nicht voll angekommen ist.
- Das bedeutet Materialengpässe und somit Ausfälle in der Produktion. Denn in Deutschland ist immer noch das produzierende Gewerbe der Treiber.
- Die Inflation, die durch die Geldpolitik der letzten Jahre frei nach dem Motto „Whatever it takes“ ausgelöst wurde, in Verbindung mit der Pandemie und den Auswirkungen des Krieges, geht auf die 10-Prozent-Marke zu. Die Kaufkraft hingegen geht in den Keller.
- Die Zinsen steigen, um die Inflation zu bekämpfen – an sich okay, aber zu spät. Steigende Zinsen sorgen für sinkenden Investitionen bei Unternehmen und zu überschuldeten Privatpersonen – bis hin zu Privatinsolvenzen. In den USA hat es noch nie eine Phase steigender Zinsen gegeben, die nicht spätestens nach zwölf Monaten zu einer Rezession führte. Das sollte uns zu denken geben!
- Dadurch kann sich der Arbeitsmarkt drehen! Wenn Unternehmen nicht mehr investieren, Privatpersonen weniger kaufen und beide von den Energiekosten erwürgt werden, wird aus Arbeitskräftemangel ein Arbeitskräfteüberschuss … und in drei Jahren ist man froh, wenn man noch einen Job hat!
Die meisten Unternehmen machen vor und in jeder Krise die gleichen Fehler. Zuerst sehen sie die Gefahr nicht, dann leugnen sie diese, dann hoffen sie, es wird schon nicht so schlimm und bald besser – dann sind sie pleite.
Was kann ein Personaldienstleister heute tun, um diese Bedrohung für sich selbst abzumildern?
- Vertrieb: Gezielt Branche angehen, die auch in Krisen noch funktionieren beziehungsweise gerade wegen der Krise funktionieren. Ein Beispiel: Wenn der Gashahn abgedreht wird, müssen fossile Energien einspringen, auf die noch vor Kurzem niemand auch nur einen Heller gesetzt hätte. Lebensmittel, Logistik oder Pflege sind weitere Beispiele für solche Branchen.
- Breite Kundenpalette und keine Abhängigkeiten von einzelnen Kunden: Wenn einzelne Kunden die Macht haben, einen zu erpressen, ist das auch in guten Zeiten gefährlich – in schlechten ist es geradezu fahrlässig. Aktuell ist der Zeitpunkt günstig, um Neukunden zu gewinnen, da eine große Nachfrage besteht. Unternehmen sollten ihre Mitarbeitenden anweisen, gezielte Anfragen (die ja teils von alleine kommen) von Interessenten vorrangig zu behandeln und nicht jeden verfügbaren Mitarbeitenden reflexartig bei Bestandskunden unterzubringen!
- Vertriebsinventur und Planspiel: Jeder sollte sich unter anderem folgende Fragen beantworten: Welche Kompetenzen und/oder Ressourcen fehlen dem eigenen Unternehmen, um im Vertrieb voll durchzustarten? Wie sollen neue Zielgruppen angesprochen werden – auf direkten oder indirekten Vertriebswegen? Wie viel interne oder externe Manpower wird benötigt? Wie schaut es mit den Kompetenzen aus – braucht es noch Weiterbildungen? Wie ist das eigene Vertriebssystem aufgestellt beziehungsweise ist überhaupt eines vorhanden? Wichtig sind in dem Zusammenhang eine gut strukturierte Datenbank, ein funktionierendes CRM, klar definierte KPIs und ein zuverlässiges Vertriebscontrolling.
- Unternehmerische Entscheidungen treffen: Die meisten Unternehmen machen vor und in jeder Krise die gleichen Fehler. Zuerst sehen sie die Gefahr nicht, dann leugnen sie diese, dann hoffen sie, es wird schon nicht so schlimm und bald besser – dann sind sie pleite. Vertrieb funktioniert nicht von heute auf morgen, ohne Plan und Vorbereitung! Wenn man also erst mit dem Vertrieb loslegt, wenn die Kacke am Dampfen ist, um es direkt zu formulieren, wird es nichts. Dann ist es zu spät und der Wettbewerb, der vorausschauend agiert, hat sich bereits das Geschäft gesichert, das einen selbst hätte retten können!