3 Fragen an Philipp Geyer: Seid stolz auf das, was ihr tut!
- Kostendruck, sinkende Auftragslage und steigende Erwartungen an Arbeitgeber – das sind einige der größten Herausforderungen, mit denen die Personaldienstleistung zu kämpfen hat.
- Doch was brauchen Personaldienstleister, um trotz dieser Herausforderungen zukunftsfähig zu bleiben?
- Philipp Geyer, Geschäftsführer von Recruit Global Staffing Germany sowie Vorstandsmitglied beim GVP, erklärt, worauf Personaldienstleister jetzt achten müssen.
arbeitsblog: Hallo Herr Geyer, die Zeitarbeit steht unter hohem Kostendruck, gleichzeitig steigen die Anforderungen in Sachen Arbeitgeberattraktivität. Was braucht es aus Ihrer Sicht, damit Personaldienstleister diesen Spagat erfolgreich meistern können?
Philipp Geyer: Man muss zwischen internen und externen Faktoren unterschieden: Intern blicken wir auf eine Zeit zurück, in der es viele Aufträge gab und Unternehmen um Kandidat*innen konkurrierten. Daran hat sich grundsätzlich bis heute nichts geändert – nur sind die Aufträge weniger geworden. Extern fehlen aufgrund des Fachkräftemangels die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Hinzu kommt, dass neben der Bezahlung mittlerweile auch weiche Faktoren wie Arbeitsbedingungen oder Work-Life-Balance eine entscheidende Rolle bei der Gewinnung von Mitarbeitenden spielen. Meiner Meinung nach hat die Branche hier in den vergangenen Jahren viel gelernt. Grundsätzlich fehlt allerdings nach wie vor der Stolz auf unsere Arbeit. Hier gilt es dagegenzuhalten, denn: Wir leisten einen wichtigen Beitrag, haben einen hochspannenden Job und können abends mit dem Gefühl nach Hause gehen, etwas bewegt zu haben. Wir sollten uns nicht verstecken, sondern öfters uns und unsere Leistung hervorheben.
Wir leisten einen wichtigen Beitrag, haben einen hochspannenden Job und können abends mit dem Gefühl nach Hause gehen, etwas bewegt zu haben.
arbeitsblog: Sie engagieren sich im GVP unter anderem in der Tarifkommission. Angesichts des Fachkräftemangels rückt auch die Gestaltung attraktiver Arbeitsbedingungen in den Fokus. Welche Rolle kann aus Ihrer Sicht die Tarifpolitik spielen, um die Branche als Arbeitgeber zukunftsfähig und wettbewerbsfähig aufzustellen?
Philipp Geyer: Wichtig ist, dass die Tarifpolitik uns nicht in ein enges Korsett zwingt. Sie soll vielmehr ermöglichen, unser Geschäft erfolgreich und marktkonform zu betreiben. Doch gerade im Niedriglohnsektor entkoppelt sich der Arbeitsmarkt mehr und mehr von unserem Tarifwerk – eine Herausforderung, die es für uns zu meistern gilt. Eine weitere große Herausforderung ist die Zuwanderung von Fachkräften, bei der uns leider immer noch Paragraf 40 im Weg steht.
arbeitsblog: Mit Blick auf Bayern: Welche regionalen Herausforderungen oder Besonderheiten nehmen Sie derzeit im Markt wahr – und wie sollten Unternehmen darauf reagieren?
Philipp Geyer: Bayern ist natürlich stark vom Automotive-Bereich und entsprechenden Zulieferern im First und Second Level geprägt. Wenn diese Branche schwächelt, müssen ansässige Unternehmen neue Geschäftsfelder erobern. Das ist natürlich nicht leicht, da die Industrie stark von diesem Bereich abhängig ist – entsprechend leiden wir als Personaldienstleister teils mit. Daher kann ich leider kein Patentrezept für die besten Lösungen für Bayern nennen. Vielmehr sollten wir gezielt auf Zuwanderung in der IT-Branche und anderen zukunftsträchtigen Industrien setzen. Hier entstehen neue Chancen und Wege für Personaldienstleister – vorausgesetzt, sie werden aktiv angegangen.