28.01.2025

„Die strategische Personalentwicklung für überlassenes Personal wird immer mehr Fahrt aufnehmen.“

  • Praxisnahe Weiterbildung und moderne Lernformate helfen Mitarbeitenden, neues Wissen direkt im Arbeitsalltag anzuwenden.
  • Gleichzeitig bleiben Präsenzveranstaltungen unverzichtbar, da sie den persönlichen Austausch fördern und oft wertvolle Gespräche abseits des Programms ermöglichen.
  • Welche weiteren Erkenntnisse gilt es, 2025 bei der Gestaltung von Weiterbildungen zu berücksichtigen?
  • Prof. Dr. Große, Leiter Fachbereich Bildung & Personal/Qualifizierung beim Gesamtverband der Personaldienstleister e. V. (GVP) erklärt, warum Telefonieren als Kommunikationsform neu geschult werden sollte und warum sozialarbeiterische Kompetenzen künftig wichtiger werden.

arbeitsblog: Prof. Dr. Große, Ende 2024 haben wir uns zum Thema Weiterbildung unterhalten und unter anderem über wichtige Aspekte wie Wissen im Rechtsbereich sowie in der Personalentwicklung gesprochen. Wenn wir uns nun das Thema Skills und Kenntnisse ansehen: Welche Fähigkeiten sind Ihrer Meinung nach für die Mitarbeitenden von Personaldienstleistern essenziell?

Prof. Dr. Jens Große: Ohne Frage schreitet die Digitalisierung weiterhin mächtig voran und fordert von allen in irgendeiner Art und Weise auch ein Mindestmaß an Anwendungs-Know-how. Daneben gibt es aber auch andere Skills, die meines Erachtens wichtiger werden. In der Kommunikation bedeutet das konkret: Die jüngeren, stark digitalisierten Generationen haben mehr oder weniger das Telefonieren verlernt. Da werden nur noch Textnachrichten geschrieben, damit kann ich aber nicht zwingend den bestmöglichen Disponenten-Kontakt zum Stammkunden aufrechterhalten – also muss ich das Telefongespräch wieder schulen. Und der letzte Punkt: Da die Branche erkennbar mehr auf das arbeitsmarktpolitische Instrument der Teilqualifizierung (TQ) im Dreiecksverhältnis anspringen wird, muss vermutlich ein deutlich höheres sozialarbeiterisches Niveau bei den PDLern generiert werden.  

arbeitsblog: Welche externen Faktoren (etwa gesetzliche Anpassungen, politische und gesellschaftliche Entwicklungen) werden Ihrer Meinung nach den Weiterbildungsbedarf in diesem Jahr prägen?

Prof. Dr. Jens Große

Prof. Dr. Jens Große: Da kann ich direkt beim eben angesprochenen Punkt ansetzen: Die strategische Personalentwicklung für überlassenes Personal wird immer mehr Fahrt aufnehmen. Damit dann auch der nötige theoretische und praktische Bezugsrahmen bei den PDLern vorhanden ist, gilt es sicherlich in den kommenden Jahren, hier Kompetenz aufzubauen. Und dann sind wir wieder beim Thema: Generell ist eine pädagogische und erzieherische Ausrichtung nötig, weil der Disponent bei diesen Zuschnitten nicht nur rechnen kann und muss. Er ist auch der Weiterbildungs-Mentor für die Qualifizierungen. 

arbeitsblog: Wie lassen sich die Inhalte von Weiterbildungsangeboten praxisnah gestalten, sodass sie nachhaltig im Arbeitsalltag angewendet werden können?

Prof. Dr. Jens Große: Grundsätzlich lässt sich sagen: Weiterbildungsmöglichkeiten, deren Inhalte online vermittelt werden können, sind am besten einbaubar in den Arbeitsalltag. Und hier passt auch mein kleiner Werbehinweis: Aktuell haben wir eine 25-Prozentaktion auf alle Online-Seminare.

arbeitsblog: Und sehen Sie auch einen Wandel in der Nachfrage hin zu neuen Lernformaten wie Blended Learning oder Micro-Learning?

Prof. Dr. Jens Große: Mein Eindruck ist: Der erste reine Online-Hype der Bildung ist längst durch. Mittlerweile ist es gang und gebe, dass Trainer mit Blick auf den Inhalt schon bei der Planung sagen: Das machen wir rein online oder rein in Präsenz – oder in einer Mischform. Da hat sich ein guter Erfahrungswert herausgebildet.  

arbeitsblog: Welche Rolle spielt der Austausch zwischen den Teilnehmenden während der Fortbildungen, und wie wird dieser vom GVP gefördert?

Prof. Dr. Jens Große: Passt irgendwie auch zu meiner Antwort eben: Es gibt Themen, die passen fast nur in Präsenz – und Präsenz bedeutet immer, dass die Teilnehmenden den Dozenten „fühlen“ möchten – also gute Gespräche am Rande, während der Kaffeepause etc. Diese Nähe scheint mir manchmal sogar wichtiger zu werden. 

arbeitsblog: Welche Strategien empfehlen Sie Personaldienstleistern, um ihre Mitarbeitenden für Weiterbildung zu begeistern?

Prof. Dr. Jens Große: Zu Beginn immer das ehrliche, offene Gespräch: Wo gibt es Interessenlagen, wo nicht und welches Angebot passt auch in die Prozesse der Firma. Insbesondere die jungen Kollegen, das merken wir, die keine akademische Ausbildung haben, interessieren sich immer stärker für den Bachelor, den die Fachhochschule des Mittelstands (FHM) mit uns entwickelt hat. Und dann startet bereits 2026 der Master. So lässt sich im Übrigen auch manche Unternehmensnachfolge im Mittelstand der Branche gut vorbereiten.

arbeitsblog: Vielen Dank für das Interview! 

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