„Leiharbeit gehört abgeschafft.“
- „Ist Zeitarbeit ein unverzichtbares Instrument für den Wirtschaftsstandort Deutschland?“
- Jutta Krellmann, Bundestagsabgeordnete der LINKEN, antwortet mit einem klaren Nein: „Was aber für Unternehmen mehr Flexibilität ist, heißt im Umkehrschluss für die Beschäftigten mehr unsichere Arbeitsverhältnisse.“
- Viel Spaß bei der Lektüre ihres „Contra-Zeitarbeit“-Statements
- Der arbeitsblog hat Werner Stolz (iGZ) die gleiche Frage gestellt. Seine Antwort lesen Sie hier
Über eine Million Menschen waren in Deutschland im Juni 2017 als Leiharbeiterinnen und Leiharbeiter beschäftigt. Das sind mehr als doppelt so viele wie vor zehn Jahren. Da verwundert es auch nicht, dass es Arbeitsagenturen gibt, in denen 52 Prozent der als offen gemeldeten Stellen Leiharbeitsjobs sind.
Unternehmen haben Stammarbeitsplätze in Leiharbeitsverhältnisse umgewandelt. Was einmal zur Abdeckung von Produktionsspitzen gedacht war, hat sich inzwischen zur betrieblichen Normalität entwickelt. Unternehmen bedienen sich gerne der für sie billigen und flexiblen Leiharbeitskräfte. Sie errichten dadurch dauerhaft eine Billiglohnlinie und ein Sicherheitsnetz für die Kapitalrendite.
Leiharbeitnehmer haben schlechtere Arbeitsbedingungen
Was aber für Unternehmen mehr Flexibilität ist, heißt im Umkehrschluss für die Beschäftigten mehr unsichere Arbeitsverhältnisse. Die Kolleginnen und Kollegen müssen mit dieser Unsicherheit leben. Sie werden diszipliniert und unter Druck gesetzt, sich vieles an schlechten Arbeitsbedingungen gefallen lassen zu müssen. Und sie können nur sehr schwer gefestigte soziale Beziehungen zu ihren Kolleginnen und Kollegen aufbauen, ganz zu schweigen von einer privaten Zukunftsperspektive.
Leiharbeit diszipliniert nicht nur die Leiharbeitskräfte selbst, sondern auch die Stammbeschäftigten. Ihnen wird jeden Tag ihre Ersetzbarkeit vor Augen geführt. Belegschaften werden gespalten und somit ihre Interessenvertretungen geschwächt.
Was für Unternehmen eine billige Arbeitskraft ist, bedeutet in der Lebensrealität der Leiharbeitskräfte im Durchschnitt ein Lohn von 1.799 Euro (Median) im Monat – 1.332 Euro weniger als Beschäftigte in einem regulären Beschäftigungsverhältnis. Differenziert man nach den verschiedenen Anforderungsniveaus der Tätigkeiten, so reduziert sich der „Lohnabschlag“: 32,6 Prozent sind es bei Helfertätigkeiten, 26,7 Prozent bei Fachkräften, 17,4 Prozent bei Spezialisten und 15,2 Prozent bei Experten. Hier ist allerdings zu beachten, dass Leiharbeitskräfte häufig berichten, zu Unrecht als Helfer eingruppiert zu sein.
Es geht nicht um das Abfedern von Auftragsspitzen
Leiharbeit diszipliniert aber nicht nur die Leiharbeitskräfte selbst, sondern auch die Stammbeschäftigten: Ihnen wird jeden Tag ihre Ersetzbarkeit vor Augen geführt. Belegschaften werden gespalten und somit ihre Interessenvertretungen geschwächt. Als Beispiel für einen Nutznießer kann die Metall- und Elektroindustrie angeführt werden. Seit Jahren boomt es in der Branche und dennoch sind 30 Prozent der Leiharbeiter hier beschäftigt. Und dass es dieser Branche nicht um das Abfedern von Auftragsspitzen geht, zeigt der Tarifabschluss von 2017, in dem die Höchstüberlassungsdauer für Leiharbeiter von 18 auf 48 Monate ausgeweitet wurde.
Dass Leiharbeitnehmer als Beschäftigte zweiter Klasse behandelt werden, zeigt sich nicht nur am niedrigeren Entgelt, sondern auch an den schlechteren Arbeitsbedingungen. Leiharbeitnehmer haben deutlich erhöhte Zahlen bei Arbeitsunfähigkeitsfällen und -tagen und der Umfang von eingesetzten Antidiabetika und Antidepressiva ist merklich größer als bei regulär Beschäftigten. Selbst die Bundesregierung stellte im Zuge der kleinen Anfrage „Gesundheitliche Risiken durch Leiharbeit“ (18/6950) von Jutta Krellmann u. a. und der Bundestagsfraktion DIE LINKE fest: „Ursachen für erhöhte gesundheitliche Risiken in der Leiharbeit sind darin begründet, dass die Tätigkeit von Beschäftigten in Leiharbeit im Vergleich häufiger körperlich anstrengend und monoton ist, die zudem oft unter ungünstigen Umgebungsbedingungen geleistet werden muss.“
Fazit
DIE LINKE macht sich nicht zum Handlanger der Lohndrücker! Ich fordere mit meiner Fraktion daher langfristig die Abschaffung der Leiharbeit. Zumindest benötigen wir eine konsequente Regulierung dieser Beschäftigungsverhältnisse mit klaren sozialen Standards: Gleiches Geld für gleiche Arbeit ab dem ersten Einsatztag. Außerdem soll kein Einsatz von Leiharbeit länger als drei Monate dauern. Auftragsspitzen und Personalengpässe kann man so abdecken und nichts anderes darf die Funktion der Leiharbeit sein.