25.04.2023
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„Unsere Branche wird die erste sein, die nach der Krise durchstartet.“

  • Welche Themen prägen schon heute die Zeitarbeit und welche werden künftig eine wichtige Rolle spielen?
  • Wie sieht es in der Personaldienstleistung in Sachen Digitalisierung aus? Besteht hier Aufholbedarf?
  • Diese und weitere Fragen rund um die Zukunft der Personaldienstleistung beantworten Sophie Genty, CPO und CTO bei compleet, und Joerg von Taube, CSO und CMO der Unternehmensgruppe.

arbeitsblog: Hallo Sophie, hallo Joerg, schön, dass ihr euch die Zeit für ein Gespräch mit uns nehmt! Wenn ihr die kommenden fünf Jahre für die Personaldienstleistung in drei Schlagworten zusammenfassen müsstet, welche wären das – und warum?

Joerg von Taube: Für mich sind Flexibilisierung und Digitalisierung zwei ganz wichtige Aspekte. Die Branche muss von ihren gewohnten Abläufen ablassen – noch heute spielt sich viel zu viel am Telefon ab. Wenn man stattdessen strukturierte Prozesse schafft, erhöht sich die Effizienz um ein Vielfaches. Prozessualisierung wäre also ein weiteres Schlagwort – und Transformation. Für den Einzelnen bedeutet dies im Umkehrschluss, dass man sich auf neue Entwicklungen und Abläufe einlassen muss.

Sophie Genty: Hier kann ich mich anschließen. Joerg, du hast einige sehr wichtige Begriffe genannt, die sich vielleicht ganz gut mit einem weiteren Schlagwort zusammenfassen lassen: Innovation. Die Personaldienstleister müssen die Chancen, die sich ihnen eröffnen, nutzen, um sich zukunftsorientiert aufzustellen. Denn auch wenn die aktuelle wirtschaftliche Lage herausfordernd ist: Es wird wieder vorangehen und unsere Branche ist die erste, die den Aufschwung nutzen und nach der Krise durchstarten wird. Denn: Der Fachkräftemangel bleibt, so viel steht fest. Damit wird die Personaldienstleistung auch künftig eine wichtige Rolle spielen. Dazu müssen wir uns aber bereits heute vorbereiten, Prozesse digitalisieren und die Weichen stellen.

Sophie Genty und Joerg von Taube

arbeitsblog: Stichwort wirtschaftliche Lage und Fachkräftemangel: Welchen Herausforderungen wird sich die Branche eurer Ansicht nach in Zukunft stellen müssen? Und ergeben sich daraus auch Chancen? Wie kann man diese frühzeitig erkennen?

Sophie Genty: Um den Fachkräftemangel wirklich effektiv zu bekämpfen, müssen Unternehmen – darunter natürlich auch Personaldienstleister – ihre Zielgruppen zum Teil neu definieren sowie die Ansprache entsprechend anpassen. Denn es gibt verschiedene Gruppen, die ein riesiges Potenzial bergen, welches heute noch nicht komplett ausgeschöpft wird. Wer das frühzeitig erkennt und reagiert, zieht einen großen Vorteil daraus.

arbeitsblog: Um welche Gruppen handelt es sich?

Sophie Genty: Zum einen sind das Frauen, zum anderen Menschen, die längere Zeit nicht Teil des Arbeitsmarktes waren. Integration ist hier ein zentrales Stichwort. In meiner früheren Position als Abteilungsleiterin bei BMW habe ich sehr viele Zeitarbeitskräfte eingestellt. Darunter waren sehr viele Mütter, die nach der Elternzeit wieder einsteigen möchten, oder auch Männer, die längere Zeit Angehörige gepflegt haben.

Nicht zuletzt ist auch die Zuwanderung Herausforderung und Chance zugleich. Um den Bedarf an Fachkräften zu decken, brauchen wir rund 146.000 zugewanderte Arbeitskräfte – pro Jahr! Das können wir nur stemmen, wenn wir alle Möglichkeiten ausschöpfen. Für viele Zuwanderer bietet die Zeitarbeit die ideale Einstiegsgelegenheit – und die beste Chance, eine Festanstellung zu bekommen. Unsere Branche spielt eine zentrale Rolle, wenn es um die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund geht.

Joerg von Taube: Hier kann man auch den Begriff ‚Transformation‘ ins Spiel bringen. Personaldienstleister müssen sich stets an neue Gegebenheiten anpassen. Der aktuell herrschende Fachkräftemangel ist das perfekte Beispiel dafür, da es sich um eine neue Entwicklung der vergangenen Jahre handelt. Und diese Entwicklung zeigt auf, dass Personaldienstleister immer in der Lage sein müssen, sich flexibel auf neue Umstände einzustellen.

arbeitsblog: In einem Atemzug mit dem Wort ‚flexibel‘ wird meist auch ‚digital‘ genannt. Wie schätzt ihr die aktuelle Situation ein? Muss sich die Branche hier noch öffnen oder sind die neuen, digitalen Technologien bereits angekommen?

Sophie Genty: Aktuell erfolgen immer noch sehr viele Schritte analog, etwa am Telefon. Aber überlegen wir einmal: Wie viele Telefonate sind nötig, um ein vollständiges Bewerberprofil zu erstellen? Wie viel Zeit wird dafür aufgewendet, die man anders nutzen könnte? Digitale Tools können hier ungemein hilfreich sein.

Hinzu kommt, dass die entsprechende Software nicht nur die Effizienz steigern kann, sondern auch wertvolle Einsichten bietet. Die Daten, die sie liefert, helfen Personaldienstleistern zu erkennen, wie performant sie sind – und in welchen Bereichen sie sich noch verbessern können, um noch zielgerichteter auf die Bedürfnisse ihrer Kunden einzugehen.

Joerg von Taube: Genau – Daten und Analytics sind zwei enorm wichtige Stichworte. Vor allem durch den Einsatz von Analytics lassen sich aus den Daten Schlüsse und Erkenntnisse ziehen, die man gezielt und gewinnbringend einsetzen kann. Das ist auch unsere Motivation bei compleet, unseren Kunden die Tools an die Hand zu geben, um Daten sichtbar und interpretierbar zu machen.

arbeitsblog: Das klingt nach einer guten Grundlage. Welchen weiteren Mehrwert bieten digitale Tools?

Sophie Genty: Letztendlich geht es um Verbindungen und Brücken. Die Personaldienstleistung schlägt die Brücke zwischen Unternehmen und potenziellen Mitarbeitenden – und die Software unterstützt dabei, diese Verbindung herzustellen. Mit digitalen Helfern können Unternehmen ihren Bedarf schneller an die Personaldienstleister vermitteln, die wiederum effizienter bei der Suche nach passenden Profilen sind. Auch Zeitarbeitskräfte profitieren davon, da der gesamte Prozess rund um die neue Anstellung inkl. Onboarding einfacher wird.

Joerg von Taube: Um das zu ermöglichen, ist es unsere Aufgabe als Software- und Lösungsanbieter, als Pionier zu agieren, Innovationen einzuführen und auszutesten – gemeinsam mit unseren Kunden. Denn die digitalen Tools bieten nur dann einen Mehrwert, wenn sie den Bedürfnissen der Unternehmen entsprechen.

arbeitsblog: Vielen Dank für das Interview!

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