06.02.2024

„Wir haben einen großen Meilenstein erreicht.“

  • Der Bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister e. V. (BAP) und der Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen e. V. (iGZ) haben sich Ende vergangenen Jahres zusammengeschlossen.
  • Der neu entstandene Gesamtverband der Personaldienstleister e. V. (GVP) soll nun mit geeinter Front die Branche in ganz Deutschland vertreten.
  • GVP-Hauptgeschäftsführer Florian Swyter sowie Dr. Martin Dreyer, Stellvertretender Hauptgeschäftsführer, erzählen im Interview, welche Herausforderungen bei der Verschmelzung gemeistert wurden und welche Ziele sich der neue Verband gesteckt hat.

arbeitsblog: Herr Swyter, Dr. Dreyer, erst einmal herzlichen Glückwunsch! Kurz vor dem Jahresende 2023 gab es großartige Neuigkeiten in Sachen Verbandsneugründung: Die juristische Verschmelzung wurde vollzogen, ab sofort vertritt der GVP die Interessen der Personaldienstleistungsbranche. In dieses Meilensteinprojekt ist viel Energie und Herzblut geflossen. Mit welchem Gefühl blicken Sie auf das neue Gewand, die im Vorfeld geleistete Arbeit und die Herausforderungen?

Florian Swyter: Es ist ein gutes Gefühl, dass wir diesen wichtigen Meilenstein erreicht haben, wie jetzt auch deutlich sichtbar geworden ist. Auch wenn wir noch mitten in der Arbeit stecken: Es ist für die Mitglieder und die Branche wichtig, dass dieser Schritt nun wirklich gegangen wurde und erkennbar ist. Wir sind ein Verband und fühlen uns auch so. Unser Auftrag aus der Mitgliederversammlung im Sommer vergangenen Jahres, nämlich zu einem Verband zu verschmelzen, ist juristisch und in der Darstellung nach außen erfüllt. Das ist schon mal ein guter Schritt. Jetzt heißt es, die organisatorischen und technischen Voraussetzungen zu schaffen, damit die Mitglieder dann auch wirklich auf einer Plattform den Service und die Informationen vorfinden.

arbeitsblog: Vor ein paar Monaten hat Herr Baumann im Interview gesagt: ‚Jetzt fängt die richtige Arbeit an.‘ Und die vergangenen Wochen waren sicher arbeitsreich. Wenn Sie uns einen Blick hinter die Kulissen gewähren: Was waren die größten Hürden, die es zu überwinden galt? Auf welche Momente blicken Sie mit einem Schmunzeln zurück?

Florian Swyter: Die größte Herausforderung war es, zwei Organisationen, die in vielen Punkten ähnlich ticken, sich aber trotzdem unterschiedlich entwickelt haben, so zusammenzuführen, dass wir eine Plattform bieten. Hinzu kam natürlich die Vernetzung der beiden Standorte Berlin und Münster.

Dr. Martin Dreyer (l.) und Florian Swyter

Dr. Martin Dreyer: Für uns war es sehr wichtig, vor allen Dingen das Team zusammenzuführen. Seitdem haben wir eine unglaubliche Entwicklung hingelegt. Ziel war es, in kurzer Zeit ein Team auf die Beine zu stellen, bei dem es keine Rolle mehr spielt, ob man vormals zu BAP oder iGZ gehört hat. Dafür haben wir viel Zeit investiert und uns in Workshops sowie einem Team-Event kennengelernt. Damit wären wir auch beim Schmunzeln: Wir haben nämlich Seifenkisten gebaut. Es war schön zu erleben, wie die Juristin neben dem Buchhalter arbeitet und wie gemeinsam etwas wächst. Dadurch wurde die Basis für sehr gute Arbeitsbeziehungen gerade auch zwischen den Kollegen aus beiden Standorten geschaffen.

Für uns war es sehr wichtig, vor allen Dingen das Team zusammenzuführen.

– Dr. Martin Dreyer

arbeitsblog: In der Außenkommunikation hat sich der Gemeinschaftsgedanke bereits in den vergangenen Wochen stark manifestiert – unter anderem durch gemeinsame Statements, Events etc. Sie haben gerade erwähnt, dass Sie intern viel Zeit in Teambuildingmaßnahmen investiert haben. Haben sie sich ausgezahlt? War eine größere Eingewöhnung notwendig oder haben alle direkt an einen Strang gezogen?

Dr. Martin Dreyer: Grundsätzlich lief die Zusammenführung der Teams sehr erfreulich ab. Die Verschmelzung ist dennoch ein Change-Prozess wie jeder andere auch. Erfahrungsgemäß gibt es bei Veränderungen immer bestimmte Gruppen, die dem Ganzen mit verschränkten Armen gegenüberstehen. Wir haben aber jedes Lehrbuch widerlegt und alle sind von Anfang an dabei gewesen – mit einer sehr pragmatischen Hands-on-Mentalität und dem Willen, was Gemeinsames entstehen zu lassen.

Florian Swyter: Das kann ich nur bestätigen. Natürlich gibt es bei solchen Projekten Auffassungsunterschiede. Nachhaltige Verstimmungen oder etwa krisenhafte Situationen haben wir bisher nicht gehabt. Darüber sind wir sehr froh, denn so wir waren in der Lage, schon während dieses Verschmelzungsprozesses die juristischen, technischen und organisatorischen Fragen zu klären. Sie haben zu Recht beobachtet, dass wir nach außen mit einer Stimme gesprochen und zusammen schon Projekte angeschoben haben. Beispielsweise haben wir zum Thema Integration von geflüchteten Menschen gemeinsam mit der BA für die gesamte Branche eine Informationsveranstaltung organisiert.

arbeitsblog: Wie sieht es mit einer gemeinsamen Website aus? In den nächsten Wochen und Monaten werden Sie sicherlich mit der Technik viel zu tun haben. (Anm. d. Red.: Das Interview wurde im Dezember 2023 geführt – mittlerweile ist die GVP-Website live.)

Dr. Martin Dreyer: Vieles von dem, was zurzeit passiert, ist für die Mitglieder relativ unsichtbar. Das soll auch so sein, denn sie erwarten von uns Dienstleistungen, die wir weiterhin erbringen wollen, wie sie es gewohnt sind. Wir werden im Januar enorme Umstellungen haben: Die neue Beitragsordnung tritt in Kraft, mit erheblichen Folgen für unseren gesamten Mitgliederservice. Außerdem soll die Homepage im Januar aktiv geschaltet werden. Daran arbeiten engagierte Kolleginnen und Kollegen mit viel Herzblut. Wenn es hier und da ein bisschen ruckelt, hoffen wir das Verständnis unserer Mitglieder.

Florian Swyter: Am Ende sind wir keine IT-Experten und müssen uns auf das Können anderer verlassen. Natürlich gibt es dann ein Restrisiko, dass etwas nicht ganz optimal funktioniert. Wir wissen aber auch, dass die Unternehmen gerade andere Probleme haben. Wir befinden uns in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten. Unsere Branche ist sehr konjunktursensibel,  weshalb unsere Mitglieder von dem wirtschaftlichen Rückgang besonders betroffen sind. Wir wollen unseren Service in diesen Zeiten nicht nur halten, sondern verbessern. Dafür schaffen wir die Voraussetzung.

Wir bündeln unsere Ressourcen sowie Kompetenzen und machen sie besser verfügbar.

– Florian Swyter

arbeitsblog: Gerade in solchen Zeiten ist es ein umso stärkeres Signal, wenn der neue Verband durchstartet. Welche Botschaft möchten Sie als Vertreter der Branche an die Kolleginnen und Kollegen senden?

Florian Swyter: Wir bündeln unsere Ressourcen sowie Kompetenzen und machen sie besser verfügbar. Die Neugründung ist also genau die richtige Antwort auf die schwere Zeit. Wir können die wirtschaftliche Situation als Verband nicht ändern, aber wir können den Umgang damit erleichtern. Beispielsweise können wir bei den tarifpolitischen Fragen jetzt noch besser und abgestimmter agieren. Das gilt besonders auch für die Politik und die Öffentlichkeit.

Dr. Martin Dreyer: Ein weiteres Beispiel für die Bündelung der Kräfte ist unser Projekt rund um das Hinweisgeberschutzgesetz und die Ombudsstelle. Damit senken wir den bürokratischen Aufwand für unsere Mitglieder in diesen schwierigen Zeiten und zeigen natürlich auch: Die Mitgliedschaft lohnt sich. Wir wollen gute Dienstleister für unsere Mitglieder sein. Dazu gehören die Nähe und der lebendige Kontakt zu ihnen, damit wir wissen, wo der Schuh drückt.

arbeitsblog: Herr Swyter, Dr. Dreyer, herzlichen Dank für das Gespräch!

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