11.08.2025

Digitale Plattformlösungen in der Personaldienstleistung: Neue Chance zur Kundenbindung?

  • Digitale Plattformen prägen immer stärker, wie die Zusammenarbeit in der Personaldienstleistung organisiert wird.
  • Für viele Dienstleister bedeutet das einerseits Entlastung und ein Plus an Effizienz. Andererseits wird dadurch die Beziehung zu ihren Kund*innen mit der Zeit unpersönlicher.
  • Im aktuellen Blogbeitrag werfen wir einen Blick auf zwei alternative Plattformlösungen von stazzle. Damit sollen Personaldienstleister Kundenbeziehungen direkter gestalten und die Abhängigkeit von externen Systemen reduzieren können.

Die Rahmenbedingungen für Personaldienstleister bleiben anspruchsvoll: wirtschaftliche Unsicherheit, wachsender Wettbewerb, Margendruck und eine zunehmende Abhängigkeit von zentralen Plattformlösungen prägen den Alltag. Vor allem digitale Marktplätze setzen Dienstleister unter Druck, indem sie den Zugang zu Kund*innen vereinfachen, aber gleichzeitig den direkten Kontakt und die Kontrolle über Prozesse erschweren.

Digitale Vermittlungsplattformen standardisieren Prozesse und verändern damit auch die Rollenverteilung: Kund*innen erhalten Transparenz und Effizienz, Dienstleister geraten in einen verschärften Wettbewerb. Häufig geht damit ein Kontrollverlust einher: über Margen, über Kommunikationswege und über die Auswahl weiterer Beteiligter im Lieferantennetzwerk. Wo Prozesse standardisiert und zentral gesteuert werden, verändert sich auch die Beziehung zu den Kund*innen: Sie wird anonymer, austauschbarer und schwerer steuerbar.

Alternative: Eigene Plattform, eigene Regeln?

Ein möglicher Weg aus dieser Abhängigkeit ist der Aufbau eigener digitaler Schnittstellen. Einige Anbieter von Plattformtechnologie – wie etwa stazzle mit der „PDL Customer Suite“ – bieten technische Lösungen an, die es Dienstleister ermöglichen, ein eigenes Kundenportal zu betreiben. Ziel: Prozesse digitalisieren, ohne die Beziehung zu den Kund*innen zu verlieren. 

Statt vollständig in einem übergeordneten Marktplatz aufzugehen, können Personaldienstleister auf diese Weise ihr eigenes digitales Ökosystem schaffen – unter ihrer Marke, mit eigenen Regeln. Aus Sicht der Einsatzbetriebe bleibt die Nutzererfahrung dabei ähnlich: zentrale Anlaufstelle für Anfragen an Dienstleister, Verträge, digitale Signatur, Zeiterfassung und Kommunikation. Im Hintergrund verschiebt sich jedoch die Kontrolle zurück an den Dienstleister. 

Viele Personaldienstleister fühlen sich zunehmend von den Spielregeln externer Plattformen abhängig. Mit der PDL Customer Suite wollten wir eine technische Grundlage schaffen, die ihnen ermöglicht, ihre Kundenbeziehungen wieder selbst zu gestalten.

Marco Schmidt

Kundenbindung durch maßgeschneiderte digitale Schnittstellen

Ein weiterer Aspekt: die Stärkung der Kundenbindung. Indem Dienstleister ihre Kund*innen auf eine eigene Plattform führen, entsteht ein direkter digitaler Kanal – unabhängig von Drittanbietern. Das Portal wird zur zentralen Anlaufstelle für gemeinsame Prozesse, was die Zusammenarbeit strukturiert und die Wechselbereitschaft der Kund*innen senken soll. Laut Anbieter soll sich zudem das Bestellverhalten der Einsatzbetriebe zugunsten des Personaldienstleisters, der das Portal unter seiner Marke betreibt, verschieben, sodass sich ein zusätzliches Umsatzwachstum ergibt. 

Darüber hinaus erlaubt das System laut Anbieter auch die Integration von Co-Lieferanten, deren Einsätze ebenfalls über das Portal abgewickelt werden können. Co-Lieferanten benötigen einen einzigen Zugang zum Ökosystem von stazzle, um Einsatzbetriebe in etablierten Vendor-Management-Systemen und auf den neuen PDL Customer Suites bedienen zu können.

White-Label-Ansatz: Digitale Kundenportale ohne Eigenentwicklung

Dienstleister erhalten damit eine vorkonfigurierte Plattform, die an das eigene Corporate Design angepasst wird (Logo, Farben, Domain) und vollständig unter der eigenen Marke und Website betrieben werden kann. Die technische Bereitstellung erfolgt im Rahmen eines SaaS-Modells, welches den Betrieb, die Wartung und die Weiterentwicklung vollständig abdeckt, sodass der Dienstleister sich ausschließlich auf seine Kernprozesse konzentrieren kann. 

Die neue White-Label-Lösung deckt Funktionen ab, wie etwa digitale Arbeitnehmerüberlassung, rechtskonforme Vertragsabschlüsse, Zeiterfassung, sowie auf Wunsch eine integrierte Mitarbeiter-App. Lieferantenklassifizierungen, Master- und Neutral-Vendor Projekte sowie zentrale Anfragensteuerung durch Einsatzbetriebe sind ebenfalls möglich. Zielgruppen der neuen Lösung sind vor allem Dienstleister, die ihre Marktposition stärken und ohne kostenintensive interne Entwicklungsressourcen schnell zu einem eigenen digitalen Kundenportal kommen wollen. Durch das SaaS-Modell verspricht der Anbieter kalkulierbare Kosten, die nutzungsabhängig ausfallen – bei steigendem Plattformvolumen kann sich die Lösung laut Anbieter sogar vergünstigen.

Abschließend lässt sich sagen, dass der Aufbau eigener Plattformstrukturen ein Weg sein kann, sich aus der wachsenden Abhängigkeit von zentralen Marktplätzen zu lösen. Klar ist aber auch: Einsatzbetriebe werden sich für eine Lösung entscheiden und nicht parallel auf mehreren Plattformen agieren. Wer es schafft, die eigenen Kund*innen frühzeitig zu binden, stärkt die Geschäftsbeziehung nachhaltig und schützt sich vor dem Einfluss externer Marktplätze sowie vor Wettbewerber*innen mit eigenen Lösungen. Für Personaldienstleister bedeutet dies mehr strategische Verantwortung und die Bereitschaft, Vorreiter bei Investitionen in digitale Lösungen zu sein. Ob dieser Weg für alle gleichermaßen gangbar ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab – etwa Unternehmensgröße, digitaler Affinität und der Fähigkeit, Kund*innen für eine engere und digitale Zusammenarbeit zu gewinnen. Fakt ist: Die Frage, wie viel digitale Eigenständigkeit sinnvoll und realisierbar ist, wird die Branche auch in Zukunft weiter beschäftigen.

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