08.01.2025

„Digitalisierung ist keine Option – sie ist ein Überlebensfaktor.“

  • Die technologische Entwicklung schreitet weltweit in großen Schritten voran und auch für Personaldienstleister ist digitale Transformation die Voraussetzung für langfristige Wettbewerbsfähigkeit. Doch insbesondere kleine und mittelständische Zeitarbeitsfirmen lassen sich von Tagesgeschäft, Komplexität und Unsicherheit bremsen.
  • Unternehmen der Zeitarbeitsbranche brauchen praxisnahe Lösungen, die die Digitalisierung mit klaren Schritten greifbar und umsetzbar macht. Hier setzt der Digitalisierungsnavigator an, den der Gründer von tutum Florian Körber gemeinsam mit seinem Team entwickelt hat.
  • Im Interview erzählt Florian Körber, warum Nichtstun definitiv keine Option ist, wie Unternehmen ihre digitale Transformation mit dem Digitalisierungsnavigator Schritt für Schritt planen und umsetzen können – und warum Technik nicht alles ist. 

arbeitsblog: Laut der Branchenstudie zvoove Industry Pulse 2024 sehen fast drei Viertel der deutschen Personaldienstleister die Digitalisierung als entscheidenden Faktor für ihren zukünftigen Erfolg. Dennoch befinden sich zwei Drittel nach eigener Einschätzung noch auf einem mittleren und ein Zehntel sogar auf einem sehr niedrigen Digitalisierungsstand. Wie erklären Sie sich diese Diskrepanz?

Florian Körber: Diese Situation hat mehrere Ursachen. Zum einen steht das Tagesgeschäft oft im Vordergrund, sodass strategische Themen wie Digitalisierung in den Hintergrund rücken. Zum anderen fühlen sich viele Unternehmerinnen und Unternehmer von der Komplexität des Themas überwältigt: Was ist wirklich relevant? Wo fängt man an? Hinzu kommt Unsicherheit – Entscheidungen werden aus Angst vor Fehlern hinausgezögert. Dabei übersehen viele, dass die Tragweite nicht gefällter Entscheidungen mindestens genauso groß, wenn nicht sogar größer ist. 

 

Florian Körber

arbeitsblog: Wie wichtig ist Digitalisierung für die Zeitarbeitsbranche tatsächlich?

Florian Körber: Digitalisierung ist absolut essenziell. Die Welt wird digital – und Zeitarbeitsfirmen sind davon nicht ausgenommen. Die Anforderungen an Zeitarbeitsunternehmen verändern sich: Kundinnen und Kunden erwarten schnelle, effiziente Prozesse und transparente Kommunikation. Gleichzeitig wächst der Druck durch den Fachkräftemangel und den Wettbewerb. Wer an veralteten Arbeitsweisen festhält, riskiert Kundinnen und Kunden sowie Talente an innovativere Wettbewerber zu verlieren. Digitalisierung ist keine Option – sie ist ein Überlebensfaktor.

arbeitsblog: Was raten Sie Personaldienstleister*innen, die noch zögern? 

Florian Körber: Meine Empfehlung ist klar: Packen Sie die Digitalisierung jetzt an! Warten ist keine Lösung. Selbst wenn Sie das Thema Digitalisierung bisher vernachlässigt haben, ist es wichtig, den ersten Schritt zu machen – auch wenn er klein ist. Meiner Erfahrung nach tun sich kleine und mittelständische Unternehmen besonders schwer, die Dringlichkeit des Wandels zu erkennen und die richtigen Schritte einzuleiten. Holen Sie sich Unterstützung – sei es durch externe Expertinnen und Experten, die Ihnen Orientierung geben, oder durch Tools, die Sie gezielt bei der Umsetzung unterstützen. Digitalisierung ist keine Raketenwissenschaft, aber sie erfordert den Mut, loszulegen.

„Digitalisierung betrifft alle unsere Geschäftsmodelle, Arbeitsweisen und unsere Wettbewerbsfähigkeit. Wir müssen heute diese strategisch wichtigen Entscheidungen treffen.“

Florian Körber

arbeitsblog: Um Personaldienstleistungsunternehmen den Einstieg in die Digitalisierung zu erleichtern, haben Sie und Ihr Team eine Roadmap entwickelt – den Digitalisierungsnavigator. Was hat es damit auf sich?

Florian Körber: Der Digitalisierungsnavigator ist ein Praxisleitfaden, um Unternehmen durch den oft unübersichtlichen Digitalisierungsprozess zu führen. Unser Ziel ist es, Orientierung zu geben und die abstrakte Komplexität des Themas greifbar zu machen. Unternehmen können damit ihre eigene digitale Transformation strategisch planen und gezielt umsetzen.

arbeitsblog: Wie funktioniert der Digitalisierungsnavigator konkret?

Florian Körber: Der erste Schritt auf dem Weg zur Digitalisierung eines Unternehmens ist eine Bestandsaufnahme – die Selbstortung. Wo steht das Unternehmen aktuell? Auf der Grundlage von fünf wichtigen Handlungsfeldern (wegweisende Führung, zukunftsfähige Kompetenzen, menschenzentrierte Kernprozesse, moderne IT-Infrastruktur und teilautomatisierte Verwaltung) können Unternehmen ihren Digitalisierungsgrad anhand von drei Entwicklungsstufen einordnen: Pfadfinder, Bergsteiger und Gipfelstürmer. Im Handlungsfeld IT-Infrastruktur etwa befindet sich der Pfadfinder noch am Anfang und hat den Server unter dem Schreibtisch, während der Bergsteiger schon auf dem Weg ist und mobiles Arbeiten ermöglicht. Der Gipfelstürmer arbeitet bereits vollständig in der Cloud. Diese Standortbestimmung hilft, klare nächste Schritte zu definieren. 

arbeitsblog: Wie geht es nach der Bestandsaufnahme weiter?

Florian Körber: Schritt zwei ist die Bestimmung der gewünschten Richtung mit dem Digitalisierungskompass: Das Unternehmen legt fest, welches Handlungsfeld in den nächsten sechs Monaten priorisiert wird. Das schafft Fokus und verhindert, dass man sich verzettelt. Im dritten Schritt kommt die Digitalisierungslandkarte ins Spiel: Sie hilft dabei, konkrete Maßnahmen zu definieren und den Fortschritt im gewählten Handlungsfeld messbar zu machen. Die Landkarte basiert auf einem Reifegradmodell und gibt klare Handlungsempfehlungen für jede Entwicklungsstufe. 

arbeitsblog: Das klingt machbar und praxisnah. 

Florian Körber: Genau, mit dieser Methode möchten wir Unternehmen ermutigen und befähigen, ihre digitale Transformation Schritt für Schritt anzugehen. Unser Digitalisierungsnavigator, den Interessierte kostenlos herunterladen können, unterstützt dabei und kann als eine Orientierung dienen. Trotzdem sollten wir nicht vergessen, dass es um weit mehr als Technik geht: Das Ziel ist, das kostbare Gut – den Menschen – zu entlasten. Denn nicht die Technologie entscheidet über den Erfolg, sondern der Mensch.


Florian Körber ist Experte für digitale Transformation in der Zeitarbeitsbranche und Gründer von tutum. Mit seiner langjährigen Erfahrung und Leidenschaft für innovative Lösungen unterstützt er kleine und mittelständische Unternehmen erfolgreich bei der Digitalisierung.

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