Junge Talente sind auf Social Media – sind Sie es auch?
- Im Jahr 2024 nutzten rund 40 Prozent der deutschen Bevölkerung ab 14 Jahren regelmäßig Social Media. Besonders junge Menschen verbringen viel Zeit auf Plattformen wie Instagram, Facebook und TikTok – sei es zur Unterhaltung, als Informationsquelle oder zum Netzwerken.
- Doch soziale Medien sind längst nicht mehr nur Orte des Austauschs mit Freund*innen. Sie spielen auch eine entscheidende Rolle in der Arbeitswelt: Unternehmen und potenzielle Mitarbeitende begegnen sich dort, knüpfen erste Kontakte und entdecken neue Karrieremöglichkeiten.
- Wie lassen sich Social-Media-Kanäle gezielt für das Recruiting einsetzen? Welche Plattformen eignen sich für welche Zielgruppen? In diesem Artikel zeigen wir, wie Unternehmen Social Media strategisch für die Personalgewinnung nutzen und welche Erfolgsfaktoren dabei eine Rolle spielen.
Die digitale Welt verändert sich stetig, und mit ihr die Art und Weise, wie Unternehmen neue Mitarbeitende gewinnen. Eine ARD/ZDF-Online-Studie aus dem Jahr 2023* zeigt, dass die meisten jungen Menschen ab 14 Jahren ihre Zeit auf Plattformen wie Instagram, Facebook, TikTok und LinkedIn verbringen. Für Unternehmen, die Nachwuchstalente gewinnen wollen, bedeutet das eine klare Herausforderung: Wer nicht auf Social Media aktiv ist, verpasst wertvolle Chancen im Recruiting. Denn die klassischen Stellenanzeigen in Jobportalen oder Printmedien reichen längst nicht mehr aus, um potenzielle Kandidat*innen effektiv zu erreichen. Wer sich als attraktiver Arbeitgeber präsentieren möchte, muss dort sichtbar sein, wo sich die Zielgruppe aufhält, nämlich auf Social Media. Doch was unterscheidet die Plattformen voneinander? Und nach welchen Kriterien entscheidet ein Unternehmen, auf welchem sozialen Netzwerk es aktiv ist und welches es nicht nutzt?
Allgemein lässt sich sagen: Neben der gezielten Platzierung von Stellenanzeigen bietet Social Media die Möglichkeit, Unternehmen als attraktive Arbeitgebermarken zu positionieren. Employer Branding spielt eine entscheidende Rolle bei der Gewinnung neuer Talente, da potenzielle Bewerber*innen sich oft vor einer Bewerbung über das Unternehmen informieren.
Gleichzeitig ermöglicht Active Sourcing, dass Recruiter*innen mögliche Kandidat*innen gezielt ansprechen, anstatt auf Bewerbungen zu warten.
Instagram – Plattform für Employer Branding
Instagram ist eine visuelle Plattform, die sich besonders gut fürs Employer Branding eignet. Unternehmen können hier gezielt Einblicke in den Arbeitsalltag geben und Bewerber*innen durch ansprechende Inhalte auf sich aufmerksam machen. Authentische Bilder und Videos von Teams, Events oder typischen Arbeitssituationen schaffen Nähe und Vertrauen. Doch neben der visuellen Präsentation spielt auch die textliche Gestaltung eine wichtige Rolle. Informationen zu offenen Stellen sollten kurz und prägnant vermittelt werden – Jobtitel, Standort, Aufgaben und Vorteile müssen auf den ersten Blick verständlich sein. Da Nutzer*innen Inhalte beim Scrollen nur für wenige Sekunden wahrnehmen, sollte der Text direkt Interesse wecken, ohne überladen zu wirken. Der Tonfall sollte zur Zielgruppe passen: Je nach Branche kann er informell, nahbar oder humorvoll sein, solange er authentisch bleibt.
Um mehr Interaktion zu erzeugen, eignen sich kreative und interaktive Formate wie Reels, Umfragen oder Frage-Sticker in den Instagram Storys. Diese bieten möglichen Bewerber*innen die Möglichkeit, unkompliziert Fragen zu stellen oder mehr über das Unternehmen zu erfahren. Besonders wirkungsvoll ist der gezielte Einsatz von Story-Highlights, in denen dauerhaft relevante Informationen wie offene Stellen oder Unternehmenseinblicke gespeichert werden können.
Ein klarer Call-to-Action (CTA) sollte in jedem Beitrag enthalten sein. Formulierungen wie „Bewirb dich jetzt über den Link in unserer Bio“ erleichtern die Kontaktaufnahme. Da Instagram selbst keine klickbaren Links in Beiträgen erlaubt, ist es wichtig, in der Bio auf die Karriereseite oder eine spezifische Stellenanzeige zu verweisen.
Auch Hashtags können helfen, die Reichweite von Recruiting-Beiträgen zu erhöhen. Sie sollten gezielt gewählt werden, um relevante Nutzer*innen zu erreichen, beispielsweise #Jobsuche und #Karriere.
Zusätzlich können Unternehmen ihre Reichweite durch Werbeschaltung steigern. Bestimmte Beiträge, insbesondere solche mit hoher Interaktionsrate, lassen sich bewerben, um sie einer breiteren oder gezielt ausgewählten Zielgruppe anzuzeigen. Durch den richtigen Einsatz von Instagram Ads können Bewerber*innen genau dort abgeholt werden, wo sie sich aktiv aufhalten. Dennoch ist Instagram weniger für die direkte Stellenausschreibung gedacht, sondern vielmehr ein Kanal zur langfristigen Positionierung als attraktiver Arbeitgeber.
Facebook für die Ansprache breiten Publikums
Facebook bleibt trotz des Aufstiegs neuerer Plattformen ein wichtiger Bestandteil im Social-Media-Recruiting. Besonders für Unternehmen, die eine breite Zielgruppe ansprechen möchten, bietet Facebook eine Mischung aus organischer Reichweite und gezielter Werbeschaltung. Die Plattform ermöglicht es, direkt mit Bewerber*innen in Kontakt zu treten, sei es über klassische Stellenanzeigen, Community-Interaktionen oder durch den Einsatz von Ads.
Ein entscheidender Vorteil von Facebook liegt in der Möglichkeit, Stellenangebote nicht nur über die Unternehmensseite zu veröffentlichen, sondern auch in themenspezifischen oder regionalen Gruppen zu teilen. Diese Gruppen fungieren als digitale Treffpunkte für Branchenexpert*innen, Fachkräfte und Jobsuchende, was die zielgerichtete Ansprache ermöglicht.
Zusätzlich kann über Unternehmensseiten eine langfristige Bindung zur Community aufgebaut werden, indem regelmäßig Inhalte veröffentlicht werden, die das Unternehmen als Arbeitgeber*innen nahbar und authentisch präsentieren. Der Schlüssel liegt in regelmäßigen, hochwertigen Beiträgen, die über reine Stellenanzeigen hinausgehen. Unternehmen, die auf Facebook erfolgreich rekrutieren, setzen auf eine Mischung aus informativen und authentischen Inhalten. Große Unternehmen wie die Deutsche Bahn nutzen ihre Seiten gezielt, um Einblicke in die Unternehmenskultur zu gewähren, Mitarbeitende vorzustellen und den Arbeitsalltag erlebbar zu machen.
Eine weitere Stärke der Plattform stellen Werbeanzeigen dar. Die detaillierten Targeting-Optionen von Facebook ermöglichen es, Stellenanzeigen in vielen Fällen präzise nach Standort, Interessen und Berufserfahrung auszusteuern. In den vergangenen Jahren wurden die Optionen zwar limitiert – so lassen sich Ads beispielsweise nicht mehr an minderjährige Nutzer*innen ausspielen –, doch nichtsdestotrotz können Unternehmen über die Anzeigen sowohl aktiv suchende als auch latent wechselbereite Fachkräfte ansprechen. Diese suchen möglicherweise gar nicht gezielt nach neuen Jobs, können aber durch eine ansprechende Anzeige auf das Unternehmen aufmerksam werden.
Zusätzlich bietet Facebook mit dem Messenger eine direkte Kommunikationsmöglichkeit, über die Interessierte Fragen stellen oder sich unkompliziert mit Recruiter*innen austauschen können. Die direkte Interaktion schafft eine niedrigschwellige Möglichkeit zur Kontaktaufnahme und kann den Bewerbungsprozess beschleunigen.
LinkedIn: Professionelles Netzwerken für qualifizierte Fachkräfte
LinkedIn ist die ideale Plattform, um Fach- und Führungskräfte gezielt anzusprechen. Hier geht es weniger um unterhaltsame Inhalte, sondern vielmehr um fachlichen Austausch und professionelles Networking. Ein vollständiges und ansprechend gestaltetes Unternehmensprofil ist der erste Schritt, um mögliche Kandidat*innen von sich zu überzeugen. Ein ansprechendes Titelbild, ein professionelles Teamfoto und regelmäßig aktualisierte Beiträge stärken die Glaubwürdigkeit des Unternehmens und heben es von der Konkurrenz ab. Storytelling spielt auch auf LinkedIn eine wichtige Rolle: Einblicke in den Arbeitsalltag oder Erfahrungsberichte von Mitarbeitenden machen Jobangebote greifbarer und authentischer.
Neben der klassischen Veröffentlichung von Stellenanzeigen bietet LinkedIn weitere Möglichkeiten, das Recruiting zu optimieren. Besonders effektiv ist die direkte Ansprache von Kandidat*innen durch Active Sourcing. Recruiter*innen können nach passenden Profilen suchen und diese per Direktnachricht kontaktieren. Dabei helfen die Suchfilter von LinkedIn, die eine präzise Auswahl nach Berufserfahrung, Standort, Qualifikationen und bisherigen Tätigkeiten ermöglichen.
Stellenanzeigen auf LinkedIn sollten professionell, strukturiert und informativ sein. Klare und präzise Jobtitel erleichtern es Kandidat*innen, die Anzeige in der Suchfunktion zu finden. Neben den grundlegenden Anforderungen an die ausgeschriebene Position sollten auch Anreize und Benefits betont werden, etwa flexible Arbeitszeiten, Weiterbildungsmöglichkeiten oder Karrierechancen innerhalb des Unternehmens.
TikTok: Mit kreativen Kurzvideos junge Talente begeistern
TikTok hat sich in den vergangenen Jahren zur wichtigsten Plattform für junge Menschen entwickelt und bietet enormes Potenzial fürs Recruiting – insbesondere im Azubi- und Trainee-Bereich. Hier geht es um schnelle, unterhaltsame und kreative Inhalte. Unternehmen, die auf TikTok rekrutieren wollen, müssen sich an das Format der Plattform anpassen.
Kurze Videos, die den Arbeitsalltag humorvoll oder spannend darstellen, kommen besonders gut an. Mitarbeitende können in Formaten wie „5 Gründe, warum du bei uns arbeiten solltest“ in zehn bis 20 Sekunden ihren Job auf eine lockere und nahbare Weise präsentieren. Wichtig ist dabei, authentisch zu bleiben. Junge Bewerber*innen wollen keine gestellten Werbevideos sehen, sondern echte Einblicke ins Unternehmen erhalten.
Für den TikTok-Algorithmus zählt vor allem Aktualität. Wer sich an beliebten Challenges beteiligt und virale Inhalte geschickt adaptiert, erhöht die Chance, von der Community wahrgenommen zu werden. Gleichzeitig helfen sorgsam ausgewählte Hashtags dabei, die eigene Reichweite auszubauen und relevante Nutzer*innen anzusprechen. Um die erwartete Reichweite zu erzielen, müssen sich Unternehmen auf die Plattform einlassen und mindestens zwei Videos pro Tag veröffentlichen. Das erdordert eine durchdachte Content-Strategie und gleichzeitig eine hohe Flexibilität, um zeitnah auf Trends zu reagieren.
Datenschutz im Social-Media-Recruiting
Die Nutzung sozialer Netzwerke im Recruiting bringt datenschutzrechtliche Herausforderungen mit sich. Unternehmen müssen sicherstellen, dass sie DSGVO-konform agieren, insbesondere wenn Bewerberdaten gespeichert oder Kandidat*innen über Plattformen wie LinkedIn und Facebook aktiv angesprochen werden. Ohne eine ausdrückliche Einwilligung dürfen personenbezogene Daten nicht langfristig gespeichert oder für spätere Bewerbungsprozesse genutzt werden.
Auch die Verwendung von Tracking-Tools, etwa bei Werbeanzeigen für Stellenanzeigen, unterliegt strengen Vorgaben. Nutzer*innen müssen über die Datenerhebung informiert werden und ihre Zustimmung erteilen können. Dem Thema Datenschutz im Social-Media-Recruiting widmen wir einen separaten Blogartikel.
Fazit: Social Media ist unverzichtbarer Bestandteil moderner Recruiting-Strategien
Social Media hat sich als effektives Werkzeug im Recruiting etabliert. Die Wahl der richtigen Plattform hängt stark von der Zielgruppe ab:
- Instagram und TikTok eignen sich besonders für junge Talente und Azubis.
- Facebook ermöglicht eine breite, communityorientierte Ansprache.
- LinkedIn ist die wichtigste Plattform für die Ansprache von Fachkräften und Active Sourcing.
Unternehmen, die Social Media gezielt in ihre Recruiting-Strategie einbinden, profitieren von einer höheren Reichweite, direkten Interaktionen mit Bewerbenden und einer stärkeren Arbeitgebermarke. Entscheidend ist eine individuelle, auf die Plattform zugeschnittene Vorgehensweise, die sowohl Employer Branding als auch datengetriebene Analysemethoden umfasst.
*Im Jahr 2024 untersuchte die Studie die Nutzung von LinkedIn nicht. Da wir beim arbeitsblog jedoch im Alltag immer wieder erleben, dass das Medium am Arbeitsmarkt zunehmend relevanter wird, haben wir uns dazu entschieden, die Studie vom Jahr 2023 in Betracht zu ziehen.