27.11.2018 Daniel Reinke

Knight Rider kann die Personalbranche verändern

  • LANDWEHR Pressesprecher Dr. Daniel Reinke ist fest davon überzeugt, dass in Chatbots die Zukunft der HR liegt – auch in der Personaldienstleistungsbranche
  • Schon heute kommunizieren wir häufiger als gedacht mit künstlichen Gesprächspartnern in Supportcentern
  • Warum sollte die Technologie, die mit Siri und Alexa bereits prominent in Wohnzimmern und Hosentaschen vorkommt, also nicht bei der Auswahl, Bewertung und Kontaktaufnahme von zukünftigen Bewerbern zum Einsatz kommen

Als im April 1968 die künstliche Intelligenz HAL im Film „2001: Odyssee im Weltraum“ den Kinozuschauern das Fürchten lehrte, war es reine Fiktion, dass wir Menschen mit Maschinen sprechen können. Als im September 1982 David Hasselhoff alias Michael Knight in seine Armbanduhr sprach, um seinem ebenfalls sehr intelligenten Auto K.I.T.T. Instruktionen zu geben, war die Apple Watch noch lange nicht erfunden.

Heutzutage haben wir die Möglichkeit, durch unsere Stimme mit Maschinen zu interagieren. Zwar merken Kritiker an, dass wir bei der Technologie noch immer in den Kinderschuhen stecken, aber gerade dieser Gedanke lässt hoffen.

Viele Menschen kommunizieren mittlerweile täglich über Apps auf ihren Smartphones, indem sie sprechen oder schreiben. Dabei kann immer wieder beobachtet werden, wie sehr eine direkte Antwort erwartet wird. Jeder, der schon einmal beispielsweise von Siri auf dem iPhone etwas wissen wollte, muss zugeben, dass sich die Geduld dabei meist in Grenzen hält. Denn:  Wir wollen Antworten – und zwar sofort.

Die Mitarbeiter von morgen kennen die Zeit ohne Google oder Smartphones nicht

Ein Kollege erzählte mir neulich, dass seine 15-jährige Tochter sich eine App wünscht, bei der man immer sofort Sprachnachrichten als Antwort auf seine eigenen Sprachnachrichten bekäme. Also unmittelbar. „Gibt’s doch!“, war seine Antwort. „Nennt sich Telefon.“

Nehmen wir diese Einstellung als Prämisse für die Verhaltensweisen unserer zukünftigen Bewerber, Mitarbeiter, Kollegen oder Vorgesetzten an, kann uns dies mindestens eine neue Erkenntnis liefern: Neue Technologien sind für nachfolgende Generationen immer Schnee von gestern. Neue  Technologie verändert unsere Kommunikation. Neue Kommunikation verändert unser Verhalten. Unser Verhalten prägt unsere Umwelt.

Gerade für den HR-Bereich ist es eine große Chance, aus der angestaubten Ecke der Bürokratie herauszutreten, und sich entsprechend der Zielgruppen aufzustellen, die als potenzielle Bewerber und Mitarbeiter erreicht werden sollen.

– Dr. Daniel Reinke über den Einsatz von Chatbots:

Dr. Reinke sieht die Zukunft in der Gegenwart angekommen
Wir befinden uns im Jahr 2018 in einer Gegenwart, die vor Zukunftstechnologien nur so strotzt. Dazu zählen natürlich unsere Smartphones und Apps, die aus unserem Alltag schon längst nicht mehr wegzudenken sind. Wir leben inzwischen in einer Welt der digitalen Assistenten. Und zwar jeder von uns. Ob Geschäftsführer oder Reinigungskraft, ob Zeitungszusteller oder Lagerhelfer – jeder kann diese Technologien nutzen.

Kommunikation wird zum KO-Kriterium
Es scheint, als würden die modernen Wege der Kommunikation nur von Privatpersonen und nur für private oder individuelle Zwecke genutzt. Unsere Unternehmen hingegen – mal abgesehen von den Tech-StartUps – finden hier nicht so richtig statt. Dadurch entsteht eine Diskrepanz, die wir entweder ignorieren oder als Chance ergreifen können. Um diese Diskrepanz, diesen „Communication Gap“ zu schließen, gibt es inzwischen einige Ansätze, die sich der Künstlichen Intelligenz in Form von Chatbots bedienen.

Gerade für den HR-Bereich ist dies eine große Chance, um aus der angestaubten Ecke der Bürokratie herauszutreten, und sich entsprechend der Zielgruppen aufzustellen, die das jeweilige Unternehmen als potenzielle Bewerber und Mitarbeiter hat und erreichen will. Denn für Menschen, deren Hauptkommunikationsweg Messenger-Apps sind, gibt es wohl keinen anachronistischeren Bewerbungskanal als „Per Post oder E-Mail“. Auch sind wir dank vieler vermeintlich intelligenter Systeme daran gewöhnt, dass wir nicht ständig unsere Daten neu eingeben müssen, sondern vorausgefüllte Formulare bestätigen können.

Wenn wir jetzt aber von einem potenziellen zukünftigen Arbeitgeber, also von einem Unternehmen dazu gezwungen werden, eine E-Mail mit aussagekräftigen Bewerbungsunterlagen zu verfassen, könnte das zu zwei möglichen Reaktionen führen: Ablehnung und Unverständnis oder Unwohlsein und Irritation. Das kann nicht das Ziel moderner Recruiting-Arbeit sein.

Aus meiner Sicht entstehen hier zwei Fragen. Die erste: Muss HR so unzeitgemäß und reaktionär sein? Die Antwort muss künftig ein klares „Nein“ sein. HR darf auch sexy und zukunftsgerichtet auftreten! Personaler dürfen sich moderner Technologien bedienen, um die Zielgruppen so anzusprechen, wie diese es gewohnt sind. Dabei steht die Kommunikation mit Bewerbern oder Interessierten im Mittelpunkt. Gerade in der Personaldienstleistung haben wir hier permanent wiederkehrende Recruiting-Prozesse, die immer wieder viel Personaleinsatz und Zeit fordern.

Die zweite, etwas rhetorische Frage: Was wäre für den oben genannten Kommunikationsprozess besser, als eine intelligente Maschine, die uns teilweise unter die Arme greifen kann? Diese Art von Maschine müsste auf künstlicher Intelligenz basieren, damit sie mindestens so effizient ist, wie die Menschen, die diese Prozesse heute umsetzen. Aber der Begriff „Künstliche Intelligenz“ wirkt derzeit wie eine Modeerscheinung. Daher sei an dieser Stelle kurz erklärt, was damit gemeint ist:

  • Künstliche Intelligenz ist die Automatisierung intelligenten Verhaltens auf Basis der Nachahmung des menschlichen Gehirns (neuronale Netze)
  • Die Maschine lernt, selbstständig Entscheidungen zu treffen und sich so zu verhalten, als ob sie menschlich wäre

Digitale Assistenten wie Alexa, Siri oder Google machen genau das, was auch schon K.I.T.T. und HAL vorgaben zu tun. Sie verhalten sich so, als wären sie menschlich.

Wenn Sie in letzter Zeit in einem Live-Chat auf einer Website mit einem „Menschen“ gesprochen haben, war dies wahrscheinlich kein Mensch, sondern ein cleveres Stück Software.

– Chatbots sind laut Dr. Reinke längst Teil der Realität

Die Vorteile liegen auf der Hand
Die lernenden Maschinen können uns eine höhere Objektivität bei der Entscheidungsfindung bieten. Dies ist beispielsweise der Ansatz von IBM Watson in der Diagnostik bei Krebspatienten. Menschliches Versagen als Fehlerursache für Unfälle oder Schäden kann minimiert werden. Dies ist genau der Ansatz, den die Forschung für autonomes Fahren verfolgt. Zeitaufwendige und langweilige Alltagsprozesse können erheblich erleichtert und angenehmer werden. Dies ist beispielsweise bei Terminvereinbarungen der Fall. Letztendlich helfen intelligente Systeme dabei, Zeit und Geld zu sparen.

Was bedeutet das konkret für das Recruiting?
Im Bereich Recruiting können wir uns Technologien mit künstlicher Intelligenz für verschiedenste Bereiche zu Nutze machen. Wir können ungeliebte und sich oft wiederholende Tätigkeiten an die Maschine übergeben, damit diese, trotz aller Monotonie, gleichbleibende Standards behalten. Auch Interaktion und Erreichbarkeit steigen. Chatbots sind im Dauereinsatz, 24 Stunden am Tag und für unzählige Personen, wie z. B. Bewerber, gleichzeitig verfügbar. Das wiederum kann die Entscheidungsfindung beschleunigen, die Time-To-Hire verkürzen und die Candidate Experience optimieren.

Anwendungsfelder wären die Ausschreibung von Stellenanzeigen, die Identifikation von potenziellen Bewerbern, die Motivation potenzieller Bewerber und die Auswahl geeigneter Bewerber. Chatbots könnten beispielsweise die Erstanalyse der Lebensläufe automatisch übernehmen und vielleicht sogar schon ein Erstinterview führen.

Chatbots sind somit wahre Multitasking-Profis, die auch für Ihre Arbeit interessant sein könnten. Sparen Sie am Ende viel Zeit und Geld und setzen Sie Ihre menschlichen Ressourcen auf gewinnbringendere Aufgaben an.

Denn wenn Sie sich einmal ehrlich ansehen, wie viele Bewerber ignoriert werden, stellen Sie fest, dass hier noch viel Luft nach oben ist. Einige Statistiken sprechen von 65 % aller Bewerber, die ignoriert werden, weil die Recruiter einfach zu beschäftigt sind – möglicherweise auf Grund zu umfangreicher und ineffizienter Prozesse im Recruiting.

Das führt natürlich zu einem schlechten Image des Unternehmens – was es zu vermeiden gilt.

Chatbots sind längst Teil der Realität
Wenn Sie in letzter Zeit in einem Live-Chat auf einer Website mit einem „Menschen“ gesprochen haben, war dies wahrscheinlich kein Mensch, sondern ein cleveres Stück Software. Dieser Chatbot hat Ihnen vermutlich in Sekundenschnelle geantwortet, vielleicht zu einer Tageszeit, in der Chats üblicherweise oftmals nicht mehr besetzt sind.

Chatbots werden immer intelligenter, da die Computertechnologie inzwischen stark genug dafür ist. Durch maschinelles Lernen werden die Antworten dieser immer besser. Je mehr Übung die Maschine hat, desto effektiver wird sie. Und das ist wichtig, denn:

Chatbots sind Software-Schnipsel, die menschliche Konversation imitieren. Es gibt sie in unterschiedlich ausgereiften Formen, je nach Anforderung. Ihre Kommunikationsfähigkeit basiert auf großen Datenbanken, die mit vordefinierten Antworten befüllt sind. In Kombination mit künstlicher Intelligenz wirken diese Antworten jedoch mitunter menschlich – auch bei noch so vagen Formulierungen einer Frage. So, wie wir es auch bei Siri oder Alexa finden.

Fazit

Wenn wir nochmals auf April 1968 und die künstliche Intelligenz HAL zurückblicken, sehen wir, dass die Entwicklung neuer Kommunikationsmittel und digitaler Assistenten in der realen Welt nicht aufzuhalten ist. Gerade im Bereich Recruiting und der Personaldienstleistungsbranche kann diese Technologie jetzt auf ihre praxistauglich geprüft werden, denn wo sonst ist der Kommunikationsfluss zu Bewerbern so stark wie hier. Schnelligkeit und permanente Verfügbarkeit machen Chatbots zu einem vorteilhaften Unterstützer des HR-Bereiches. Ziel deren Einsatzes sollte dabei aber niemals sein, menschliche Recruiter zu ersetzen, sondern vielmehr als effektives Hilfsmittel zu dienen. Wer im Sinne des Recruitings 4.0 und dem digitalen Wandel agieren will, sollte diese zentrale Technologie dennoch im Auge behalten. Der Einsatz dieser sollte aber nicht um jeden Preis und nur aus Trendverliebtheit geschehen, denn nur wenn es wirklich zu Ihnen als Unternehmen passt, macht es auch Sinn, sich hier wirklich zu bemühen. Einen echten Mehrwert schaffen Sie durch Ihre Inhalte und nicht nur durch den Einsatz modernster Technik.


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