11.02.2025

Starke Nachfrage trotz Wirtschaftsflaute: Zahlen sprechen für die Relevanz von Personaldienstleistern

  • Die schwierige wirtschaftliche Lage macht sich in der Personaldienstleistungsbranche bemerkbar. Dennoch sind Zeitarbeitskräfte am Arbeitsmarkt nicht wegzudenken.
  • Eine aktuelle Studie von index zeigt, dass das Stellenangebot für Mitarbeitende in der Personaldienstleistung im Jahr 2024 zwar leicht rückläufig war, jedoch kein Hinweis auf einen langfristigen Negativtrend besteht.
  • Im arbeitsblog-Interview analysiert index-Geschäftsführer Jürgen Grenz die Zahlen und geht auf die Recruiting-Schwerpunkte der Staffing-Branche im vergangenen Jahr ein.

arbeitsblog: Herr Grenz, 2025 ist noch jung. Lassen Sie uns auf das vergangene Jahr zurückblicken. Wie hat sich die Branche geschlagen?

Jürgen Grenz: Die Konjunkturflaute bekamen die Personaldienstleister 2024 besonders deutlich zu spüren. Das lässt sich gut an der Zahl der Stellen ablesen, die sie für Kundenunternehmen und für das eigene Unternehmen ausgeschrieben haben. 2024 lag ihr Stellenangebot bei über 3,9 Millionen Positionen – sieben Prozent weniger als im Vorjahr. In der Gesamtwirtschaft ging die Anzeigenschaltung im gleichen Zeitraum um vier Prozent zurück. 

arbeitsblog: Beobachten Sie insgesamt einen negativen Trend beim Stellenangebot von Personaldienstleistern?

Jürgen Grenz: Nein, ganz im Gegenteil! Die Branche ist ein zuverlässiger Seismograf für konjunkturelle Schwankungen. Im Vor-Corona-Jahr 2019 haben Personaldienstleister nur rund 3,6 Millionen Stellen veröffentlicht. Das waren rund 300.000 weniger als 2024. Im Jahr 2020 gab es einen coronabedingten Dämpfer, aber danach ging es wieder bergauf. 2021, 2022 und 2023 wuchs das Stellenangebot von Personalberatungen und Zeitarbeitsfirmen sogar prozentual zweistellig. Viele Unternehmen sehen Personaldienstleister als externe Personalabteilung.

arbeitsblog: Auf welchen Fachkräften lag 2024 der Recruiting-Fokus von Personaldienstleistern?

Jürgen Grenz: Die meisten Stellenangebote haben Personaldienstleister für technische Fachkräfte im Ingenieurwesen, in der Architektur und der Konstruktion ausgeschrieben – insgesamt fast 15.000 Positionen. Ebenfalls stark gesucht wurden von ihnen Bauarbeiter*innen und Handwerker*innen mit mehr als 14.000 Stellen sowie Vertriebsfachkräfte mit über 13.000 Stellen. Soweit die absoluten Zahlen. Prozentual ist das Stellenangebot der Personaldienstleister 2024 im Vergleich zum Vorjahr für Gesundheits- und Pflegekräfte sowie für Beschäftigte im technischen Bereich mit jeweils knapp sechs Prozent am stärksten gestiegen. Hier gibt es aber noch viel Luft nach oben.

Viele Unternehmen sehen Personaldienstleister als externe Personalabteilung.

– Jürgen Grenz

Jürgen Grenz

arbeitsblog: Und für welches Erfahrungs- bzw. Qualifikationslevel rekrutierten Staffing-Unternehmen hauptsächlich?

Jürgen Grenz: Personaldienstleister decken ein breites Spektrum ab. Mit über 1,5 Millionen ausgeschriebenen Stellen für gewerbliche Fachkräfte lag der Schwerpunkt eindeutig im Blue-Collar-Segment. Für akademische Fachkräfte veröffentlichten sie rund 643.000 Positionen. Aber auch bei den Nachwuchskräften setzten viele Unternehmen auf Personaldienstleistungen. So schrieben sie im vergangenen Jahr fast 45.000 Stellen für Praktikant*innen und Werkstudierende, knapp 41.000 Stellen für Young Professionals und rund 25.000 Ausbildungsplätze aus.

arbeitsblog: Personaldienstleister stehen, wie Sie selbst betonen, vor einer doppelten Herausforderung: Qualifizierte Kandidat*innen sowohl für die Kundenunternehmen als auch für das eigene Unternehmen zu finden. Wie gelingt es ihnen, sich im „War for Talents” als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren?

Jürgen Grenz: Unabhängig von Unternehmensgröße oder Branchenfokus brauchen Personaldienstleister eine starke Arbeitgebermarke. Sie hilft, sich von anderen Staffing-Firmen und Unternehmen abzuheben. Die Marketing- und Agenturleiterin der Index Gruppe, Annette Raschke, hat in einem früheren arbeitsblog-Interview die wichtigsten Schritte im Employer Branding skizziert. 


Jürgen Grenz

Jürgen Grenz ist Gründer und CEO der Index Gruppe. Das von seiner Unternehmensgruppe entwickelte Vertriebssystem Index Anzeigendaten unterstützt Personaldienstleister bei der Akquise. Die Index Business Innovation Consulting entwickelt für die Staffing-Branche datenbasierte Vertriebsstrategien. Und seine HR-Marketing-Agentur Index berät Zeitarbeitsfirmen und Personalberater*innen in den Bereichen Employer Branding und Personalmarketing.

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