Digitaler Wandel: Der Mensch als Wettbewerbsvorteil in der Zeitarbeit
- Im Rahmen der mehrteiligen Serie zum Thema digitale Transformation in der Zeitarbeit haben wir bisher die strategischen und technologischen Grundlagen beleuchtet. Doch Digitalisierung bedeutet mehr als Cloud, Automatisierung und Künstliche Intelligenz (KI) – Sie verändert, wie Menschen arbeiten und Mehrwert schaffen.
- Wer in der Zeitarbeitsbranche langfristig erfolgreich sein will, sollte nicht nur Prozesse smart und effizient gestalten, sondern auch die Mitarbeitenden gezielt in den Mittelpunkt rücken.
- Im aktuellen Beitrag erläutert Florian Körber, Digitalisierungsexperte und Gründer von tutum, warum gerade die Digitalisierung einen menschenzentrierten Ansatz erfordert und wie dieser zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil werden kann.
Auf den ersten Blick mag es paradox erscheinen, doch gerade durch die Digitalisierung wird sich zukünftig der Fokus verschieben: weg von der Technologie, hin zum entscheidenden Erfolgsfaktor – den Menschen. In einer digitalisierten Arbeitswelt machen Menschen durch ihre Kompetenzen und Qualifikationen den Unterschied und haben einen wesentlichen Einfluss auf die Wertschöpfung eines Unternehmens.
Allerdings verändern sich die Anforderungen an die Fähigkeiten der Mitarbeitenden. Laut dem aktuellen „The Future of Jobs Report 2025“ des Weltwirtschaftsforums sind technologieaffine, analytisch denkende und sozial kompetente Fachkräfte zunehmend gefragt. Routineaufgaben werden weiter automatisiert. Dadurch gewinnen menschliche Stärken, die nicht durch Technik ersetzt werden können, an Bedeutung.
Zukünftig zählen vor allem folgende Schlüsselkompetenzen:
- Überzeugungskraft: Die Fähigkeit, Kundschaft, potenzielle Mitarbeitende, Kollegium und Geschäftsleitung zu gewinnen und zu begeistern.
- Strategisches Denken: Das Erkennen und Priorisieren von Aufgaben, die langfristig den Erfolg der Organisation sichern.
- Motivationsfähigkeit: Die Kompetenz, Teams zu inspirieren und gemeinsam innovative Wege zu beschreiten.
- Delegationskompetenz: Die Fähigkeit, Aufgaben gezielt abzugeben und zu identifizieren, welche Prozesse automatisiert werden können, um Raum für strategische Tätigkeiten zu schaffen.
- Technologieaffinität: Ein sicherer Umgang mit IT-Systemen und KI, um digitale Werkzeuge effektiv einzusetzen.
Diese Soft Skills machen den Unterschied – nicht nur im direkten Kontakt mit Kund*innen, sondern auch intern, wenn es darum geht, Prozesse innovativ zu gestalten und die Organisation fit für die Zukunft zu machen.
Durch die Digitalisierung werden sich die Anforderungen an Mitarbeitende grundlegend verändern. Komplexe Soft Skills, wie die Fähigkeiten, andere zu überzeugen, strategischen Weitblick zu beweisen und zu erkennen, welche Aufgaben und Ziele zum Erfolg der Organisation beitragen, werden zunehmend entscheidend.
Mehr Zeit fürs Wesentliche: Vier Automatisierungshebel für Personaldienstleister*innen
Heute sind es oft einfache, repetitive Aufgaben wie Ablage oder Telefonannahme, die einen großen Teil des Arbeitsalltages in Büros von Zeitarbeitsfirmen prägen. Zwar sind diese Tätigkeiten notwendig, doch sie tragen wenig zur Wertschöpfung bei und erhöhen lediglich die Kosten. Um den Menschen den Rücken für strategische Aufgaben freizuhalten, werden zukünftig gezielt technologiegestützte Prozesse genutzt.
Für die Zeitarbeitsbranche bieten sich beispielsweise folgende Automatisierungshebel an, die schon heute für deutliche Effizienzgewinne und Zeiteinsparungen sorgen:
Hebel 1: Digitale Kontaktdatenpflege
Die Digitalisierung befreit Mitarbeitende von zeitaufwendigen und fehleranfälligen Aufgaben wie der papierbasierten Kontaktdatenpflege. Moderne CRM-Systeme bieten entscheidende Vorteile:
- Zentrale Speicherung und Synchronisation mit Bewerberdatenbanken
- KI-gestützte Matching-Funktionen für eine gezielte Auswahl der Bewerber*innen
- DSGVO-konforme und automatisierte Datenaktualisierung
Hebel 2: Smarte Kommunikation
Traditionelle Telefonakquise bindet wertvolle Ressourcen. Digitale Lösungen übernehmen repetitive Kommunikationsaufgaben und schaffen so Freiräume für strategische Tätigkeiten.
- Automatisierte Follow-ups durch Chatbots und E-Mail-Sequenzen
- Lead-Scoring zur Priorisierung der vielversprechendsten Kontakte
- Digitale Telefonassistenz, die Routineanfragen automatisiert bearbeitet
Hebel 3: Stellenanzeigen automatisiert schalten
Die manuelle Veröffentlichung von Stellenanzeigen gehört der Vergangenheit an. Moderne Systeme übernehmen zeitintensive Aufgaben:
- Automatische Veröffentlichung auf Multiposting-Plattformen
- KI-gestützte Optimierung der Anzeigentexte für bessere Sichtbarkeit
- Performance-Tracking zur Verbesserung der Recruiting-Strategie
Hebel 4: Disposition digitalisieren
Raus aus den Excel-Tabellen und weg von physischen Plantafeln: Die Disposition von Einsätzen wird durch digitale Dispositionssoftware effizienter:
- Echtzeitplanung von Mitarbeitereinsätzen
- Mobile Zugriffsmöglichkeiten für eine flexible Nutzung unterwegs
Wie der Digitalisierungsnavigator helfen kann, im Unternehmen Prozesse zu digitalisieren und zu automatisieren, erfahren Sie im ersten Teil dieser Reihe „Digitalisierung ist keine Option – sie ist ein Überlebensfaktor.“
Blick in die Zukunft: Mehr Budget für mehr Können
Parallel zur Automatisierung routinemäßiger Aufgaben werden sich die Kostenstrukturen in Unternehmen verändern. Laut der PwC-Studie „AI Jobs Barometer“ aus dem Jahr 2024 werden die Nachfrage und die Löhne für digitale Expert*innen und strategische Führungskräfte in den kommenden Jahren weiter steigen. Für Zeitarbeitsunternehmen bedeutet dies, dass die Personalkosten pro Kopf in Bereichen wie interner Verwaltung, Vertrieb und Disposition deutlich steigen, da hier vermehrt IT-Kenntnisse und digitale Kompetenzen gefragt sein werden. Gleichzeitig sinken die traditionellen Verwaltungskosten durch Automatisierung. Allerdings wird es nicht zu einem Wegfall von Stellen kommen, sondern zu einer Verlagerung: Während Routineaufgaben weiter rationalisiert werden, gewinnen Schlüsselpositionen, in denen exzellente Qualifikationen gefragt sind, an Bedeutung.
Um diesen Wandel zu meistern, müssen Personaldienstleister*innen die richtigen Rahmenbedingungen schaffen. Zeitarbeitsfirmen, die in Weiterbildung, attraktive Arbeitsumfelder, wertschätzende Firmenkultur und moderne Technologien investieren, werden langfristig die besten Talente gewinnen – und halten.
Fazit: Der Mensch als Schlüssel zum Erfolg in der Zeitarbeit
Die Innovationskraft der Digitalisierung geht weit über den Einsatz neuer Technologien hinaus. Wir erleben aktuell einen grundlegenden Wandel der Arbeitswelt, bei dem langfristig der Mensch in den Mittelpunkt rückt. Sobald Routineaufgaben automatisiert und Prozesse effizient gestaltet sind, entscheidet die Qualität und Motivation des Personals über den Erfolg eines Unternehmens. Zeitarbeitsfirmen, die in die Entwicklung ihres Teams investieren, richten den Fokus auf ihre wichtigste Ressource – die Menschen. Denn sie sind es, die die digitale Zukunft gestalten.
Florian Körber
Florian Körber ist Experte für digitale Transformation in der Zeitarbeitsbranche und Gründer von tutum. Mit seiner jahrzehntelangen Erfahrung und Leidenschaft für innovative Lösungen unterstützt er kleine und mittelständische Unternehmen erfolgreich bei der Digitalisierung.