16.06.2025 Florian Körber

Wegweisende Führung und zukunftsfähige Kompetenzen: Zeitarbeit muss umdenken

  • In den ersten vier Artikeln dieser Reihe zur digitalen Transformation in der Zeitarbeit haben wir gezeigt, wie Unternehmen ihre digitale Reise starten, eine solide Basis schaffen, Prozesse automatisieren und dabei den Menschen als entscheidenden Erfolgsfaktor verstehen.
  • Personaldienstleister, die diesen Weg gehen, stoßen unweigerlich auf zwei zentrale Fragen: Welche Führung braucht die Zeitarbeit von morgen? Und welche Kompetenzen brauchen Mitarbeitende in einer zunehmend automatisierten Arbeitswelt?
  • Denn Digitalisierung und Automatisierung allein genügen nicht. Worauf es noch ankommt, erläutert Florian Körber, Digitalisierungsexperte und Gründer von tutum, in diesem Artikel.

Neue Herausforderungen, neue Führung 

Digitale Transformation bedeutet nicht nur die Einführung neuer Technologien, sie verändert auch, wie wir zusammenarbeiten. In einer modernen Arbeitswelt funktionieren klassische Hierarchien und direktive Führungsstile immer weniger. Heute stützen sich viele Prozesse noch auf das Erfahrungswissen langjähriger Mitarbeitender. Dieses Wissen bleibt wertvoll, wird aber weniger zentral, da sich standardisierte Abläufe zunehmend automatisieren lassen. Was bleibt, sind neue, komplexere Herausforderungen, für die es keine Blaupausen gibt. Wenn neue Systeme eingeführt werden oder Kundschaft mit komplizierten Anforderungen auf das Unternehmen zukommt, greift das klassische Prinzip von Befehl und Gehorsam zu kurz. Es braucht kreative, flexible Lösungen. 

In zukunftsorientierten Personaldienstleistungsunternehmen arbeiten Mitarbeitende zunehmend projektbezogen und in crossfunktionalen Teams. Hier gibt es keine klaren hierarchischen Linien mehr, sondern gemeinsame Ziele, für die alle Verantwortung übernehmen. 

Was moderne Führung braucht und leistet

Wegweisende Führung schafft Räume für Mitsprache, Gestaltung und selbstorganisiertes Arbeiten. Es geht darum, Mitarbeitende zu befähigen statt zu steuern. Führungskräfte müssen lernen, loszulassen und gleichzeitig Orientierung zu geben. Sie agieren als Coach und Wegbereitende, nicht als klassische Entscheider*innen. 

Wegweisende Führung erfordert

  • klare Ziele und Werte,
  • die Fähigkeit, loszulassen und Vertrauen zu schenken,
  • Offenheit für neue Denk- und Arbeitsweisen,
  • einen souveränen Umgang mit Unsicherheit und Veränderung,
  • sowie starke kommunikative Fähigkeiten.
Neue Kompetenzen für eine neue Arbeitswelt

Automatisierte Standardprozesse verändern nicht nur die Rolle der Führung, sondern auch die Anforderungen an Mitarbeitende. Was früher jahrzehntelange Erfahrung erforderte, übernehmen morgen Systeme und Algorithmen. Das bedeutet aber keineswegs, dass Menschen weniger gebraucht werden – im Gegenteil. 

Zukunftsorientierte Personaldienstleister benötigen Mitarbeitende, die in der Lage sind, komplexe Systeme zu verstehen und systemübergreifend zu denken. Sie sollten neue Technologien – etwa KI-Tools zur Unterstützung von Alltagsprozessen – sinnvoll einsetzen können. Zudem ist es wichtig, dass sie datenbasierte Entscheidungen treffen und in der Lage sind, neue Entwicklungen am Markt frühzeitig zu erkennen. Komplexe Themen müssen verständlich aufbereitet und kommuniziert werden, und nicht zuletzt sollten diese Mitarbeitenden bereit sein, Verantwortung zu übernehmen.

Sie sind keine Ausführenden, sondern gestalten den Wandel aktiv mit.

In modernen Organisationen fordern Mitarbeitende mehr Mitspracherecht und Gestaltungsspielraum ein – und beides brauchen sie auch, um den Wandel aktiv mitzugestalten.

– Florian Körber

Vier Wege zur Kompetenzentwicklung 

Die Anforderungen an moderne Teams sind hoch, doch niemand muss bereits alles können. Entscheidend ist, dass und wie Unternehmen Kompetenzentwicklung fördern. Moderne Organisationen schaffen gezielt Räume für Lernen, Austausch und gemeinsames Wachstum.

1. Lernen im Alltag: Kompetenzen entstehen nicht nur durch Seminare, sondern vor allem im Arbeitsalltag. Unternehmen fördern Entwicklung, indem sie Raum für Erkundung, Reflexion und Austausch schaffen. Das erreichen sie etwa durch kurze, praxisnahe Trainings zu Tools wie digitalen Matching-Systemen, regelmäßige Retrospektiven zur gemeinsamen Prozessverbesserung oder offene Lernformate wie Peer-Learning.

2. Verantwortung schrittweise übertragen: Mitarbeitende wachsen mit ihren Aufgaben. Dazu brauchen sie Handlungsspielräume. Wer heute kleine Entscheidungen trifft, kann morgen ein Projekt leiten. Führungskräfte begleiten diesen Prozess aktiv als Sparringspartner*innen.

3. Weiterbildung strategisch planen: Weiterbildung soll zielgerichtet geplant werden: Welche Kompetenzen braucht das Unternehmen in ein, zwei und fünf Jahren? Wo stehen wir heute? Welche externen Partner*innen oder Formate unterstützen uns? Weiterbildung sollte in den Arbeitsalltag passen und von den Mitarbeitenden nicht als zusätzliche Belastung empfunden werden.

4. Fehler zulassen, Feedback fördern: Es braucht eine Unternehmenskultur, die Lernen ermöglicht. Mitarbeitende sollten Neues ausprobieren dürfen, ohne Angst vor Fehlern haben zu müssen. Wer Feedback geben und annehmen kann, entwickelt sich fachlich und persönlich weiter. Führungskräfte haben hier eine Vorbildfunktion. So entsteht ein Umfeld, das Talente anzieht, hält und weiterbringt.

Fazit: Für echten Wandel alles zusammendenken

Wegweisende Führung und zukunftsfähige Kompetenz sind keine Nebensache, sondern zentrale Hebel der digitalen Transformation. Unternehmen, die beides systematisch entwickeln, indem sie moderne Führung leben, Mitarbeitenden Verantwortung übertragen und gezielt Räume für Entwicklung schaffen, stellen die Weichen für ihre Zukunftsfähigkeit.

Doch Führung und Kompetenzen entfalten ihre Wirkung nur in einem passenden Umfeld. Deshalb ist es wichtig, auch die Schritte aus den bisherigen Artikeln im Blick zu behalten:

Gibt es eine klare digitale Strategie? 

Ist die IT-Infrastruktur zukunftssicher? 

Sind Prozesse verschlankt und automatisiert? 

Stehen die Menschen im Fokus?

Digitalisierung darf nicht isoliert betrachtet werden. Erst im Zusammenspiel von Technologie, Prozessen, Haltung, Führung und Kompetenzen entsteht ein Unternehmen, das nicht nur digitalisiert, sondern resilient und zukunftsfähig ist. 

Wo Ihr Unternehmen aktuell steht und welche nächsten Schritte Sie weiterbringen, können Sie mit dem Digitalisierungsnavigator für die Zeitarbeit herausfinden. Sie können ihn hier kostenlos herunterladen. 


Florian Körber

Florian Körber ist Experte für digitale Transformation in der Zeitarbeitsbranche und Gründer von tutum. Mit seiner jahrzehntelangen Erfahrung und Leidenschaft für innovative Lösungen unterstützt er kleine und mittelständische Unternehmen erfolgreich bei der Digitalisierung.

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